Eigentlich war diese Story als kleine Weinkaufsliste geplant. Vier Weine verkosten und vorstellen, dazu ein Besuch in der Kellerei für mehr Hintergrundwissen. Doch der Besuch in der Cantina Terlan, einer der berühmtesten Südtirols, entwickelte sich schnell zu einem Wein-Abenteuer, das mir einen beeindruckenden Moment nach dem anderen einschenkte. Unter anderem an einem der magischsten Orte, die ich je besuchen durfte. (großen Dank an der Stelle schon mal an Michi von der Cantina) Um dort nebenbei einen sensationellen Wein mit sensationellem Ausblick zu probieren. Aber spulen wir kurz zurück zur geplanten Tasting-Mission: ein Date mit Sauvignon Blanc.
Weltweite Bedeutung und die zweitwichtigste weiße Qualitätssorte nach dem Chardonnay, so könnte man den Sauvignon Blanc sachlich beschreiben. Mancherorts zur Trendsorte avanciert, ist er in Südtirol bereits seit über 80 Jahren heimisch. Dass seine Weine allein aufgrund der Böden höchst unterschiedlich ausfallen können, zeigen zwei angesehene Weingüter anschaulich: die Cantina Andrian und die Cantina Terlan. Trotz ihrer räumlichen Nähe – beide Betriebe liegen im Südtiroler Etschtal, allerdings auf gegenüberliegenden Talseiten – ergeben sich markante Unterschiede im Glas, unterschiedliche Charaktere, die aber eine DNA haben: Gute-Laune-Weine mit anziehendem Dresscode.
Viel Rock, aber kein Dwayne Johnson, macht trotzdem nix. Eingerahmt vom Betonbilderrahmen sieht man im Hintergrund den Boden aus Porphyrquarz, der dem Wein den Geschmack verleiht.
Die Kellerei selbst ist dabei ein architektonisches Meisterstück, das sich aber elegant in die Umgebung einpasst. Unterirdisch setzt sich diese Eleganz dann fort – der Eingangsbereich, der einen Blick auf das Gestein, auf dem die Reben wachsen, verleiht, ist ein echter Blickfang. Eine Besonderheit von Terlan ist die Kleinparzellierung der Weinberge, welche eine besonders zielgerichtete Pflege ermöglicht. Der sehr hohe Anteil an Steillagen führt zu mehr Handarbeit, ist aber auch der Grundstein für das große Lagenpotential der Kellerei. Kellerei bedeutet, dass hier eine größere Anzahl Winzer und Weinbauern der Region ihre geernteten Trauben abliefern, aus denen dann die Weine gekeltert werden. Sie bearbeiten unzählige auch ganz kleine Lagen und nutzen so die Vorteile der unterschiedlichen Flächen. Dafür werden die Zulieferer dann an der Gewinnausschüttung beteiligt. Der Fokus der Kellerei Terlan liegt darauf, möglichst viele alte, vitale Rebbestände zu pflegen, damit sich das Lagenpotential auch bestmöglich in den Weinen äußern kann. Der bewusste Verzicht auf Herbizide und eine dem Standort angepasste Bodenbearbeitung sind nur zwei der Schlüsselelemente naturnaher Bewirtschaftung.
Je höher die Fahrt die Serpentinen hinauf geht, desto angenehmer wird die Temperatur. Während sich im Tal die warme Luft sammelt, wird es an den windigen Hängen kühler. Deshalb finden sich auch erst hier die Wein-Lagen. Hitzeschock finden auch Reben nicht so cool. Klimatisch ist das Mittlere Etschtal, an dessen steilen Süd- bis Südwestflanken sich das Terlaner Terroir befindet, besonders interessant. Es herrscht ein für diesen Breitengrad außergewöhnlich mildes, submediterranes Klima. In den Sommermonaten heizt die Sonne untertags richtig auf und nachts wird die Temperatur durch kühle Fallwinde der umliegenden Berge gemildert und so entstehen große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Dieser Wechsel von kühlen Nächten und warmen Tagen begünstigt in besonderem Maße den Weinbau. Und wir profitieren davon.
Auf Fahrzeugbreiten, verschlungenen Wegen, bei denen man instinktiv hofft, dass hinter der nächsten Biegung nur kein entgegenkommendes Auto auftauche, geht es hinauf zur Lage Lehenhof. Zwischen zwei urigen Steingebäuden schreitet man einen steilen Weg hinunter zu einer Lichtung mit Sitzbank, Pergola und kurz einem der faszinierendsten Flairs die ich je gesehen hab. Wein-Praxis kann so geil sein. Weinbauer Felix Huber, der hier seiner Passion nachgeht, erwartet uns schon. In der Steilheit, die uns Respekt abringt, liegt für den Weinexperten die Besonderheit der Weine. Denn je karger die Böden seien, desto schwieriger ist es für die Rebe, dort zu wachsen. Sie muss tiefer wurzeln, mehr Anstrengung unternehmen, um die benötigten Nährstoffe zu sammeln. So fließt mehr Power in weniger Trauben, mit einem intensiveren Ergebnis. Je tiefer die Wurzeln kommen, desto näher kommen sie dann den Mineralien. Je steiler die Lage, desto weniger Oberboden liegt vor, der Anteil der Mineralität steigt. Daher sind Steillagen besonders interessant, weil das Terroir noch einen Tick mehr zur Geltung kommt. So macht lernen doch Spaß.
Fehlt noch ein Seil plus Schaukel, aber war auch so magisch: die Lichtung in der Lage Lehenhof bei Terlan.
Wie bei Immobilien gilt auch im Weinbau: Lage, Lage, Lage. Die Cantina Terlan Weinberge an den steilen Flanken des Tschöggelberges liegen an der orografisch linken Talseite in Höhen zwischen 250 und 900 Metern über dem Meeresspiegel. Heute werden in Terlan 75 %Weißweine und 25 % Rotweine angebaut. Die große Herausforderung bei derart unterschiedlichen Höhenlagen ist die richtige Sortenwahl. Ein immenser Vorteil in Terlan: Die Tallagen sind den Äpfeln vorbehalten, erst in den Hügellagen, wo es für hervorragenden Wein interessant wird, werden diese auch angebaut. Zwischen 250 und 400 Meter wachsen Rotweine und Weißweine weiter oben in den Berglagen ab 400 und bis auf 900 Meter hinauf liegt hauptsächlich das Reich der Weißweine. Die gesammelten Trauben wandern dann ins Tal zur Cantina – dann schlägt die Stunde von Kellermeister Rudi Kofler, dem Taktikfuchs hinter den Weinen. Er ist der Dirigent, der entscheidet, welche Ernten wie gemischt und weiterverarbeitet werden, damit am Ende die Terlaner Weine mit gewohnt anziehender Qualität ins Regal kommen.
Endlose Ausblicke ins Etschtal. Die Farben sind übrigens auch ohne Weinkonsum so malerisch.
Laube, leichter Wind, Sitzbank, regionaler Wein: Mehr braucht es gar nicht, um happy zu sein.
Der (Trink)Brunnen war ein passender Ort für den knackig-eleganten Sauvignon Blanc Quartz von der Cantina Terlan. Könnte man stetig laufen lassen.
Es gibt wohl wenige Orte für ein Wein-Tasting, die so malerisch sind. Okay, der Empfang für die Connection zur Drohne war immer wieder haarscharf vor dem Abriss, aber man kann halt echt nicht alles haben. Wie der Sauvignon Quartz genau schmeckt, verrate ich euch weiter unten konkret zu den einzelnen vier Weinen, aber kurz: knackig strukturiert wie ein Maßanzug , dabei aber so launig frisch nahbar, kurz: ein Sprung in einen Pool aus Mango, rosa Grapefruit, Stachelbeere und Kräuterwiese sowie einer Prise Salzigkeit. Kurz: Verliebung erster Güte. Also genau wie die Tasting-Location. Stichwort Sauvignon: Winzer Felix Huber baut genau diese Sorte hier auf den steilen Hängen an. Die Konsequenz: eine Gym-Mitgliedschaft braucht er nicht, die Arbeit im Weinberg ist ein komplettes Workout, denn den Großteil der Arbeiten muss er ohne Hilfe von Maschinen bestreiten. Und da gibt es das ganze Jahr über zu tun. Unzählige Schritte sind notwendig, bis die Trauben überhaupt den Qualitätszustand erreichen, in dem sie geerntet werden können. Dieses Verständnis zu bekommen, den Blick hinter die Aufwände, dieses neue Bewusstsein, was alles in eine Flasche Wein fließt, macht auch an solch einem Ort besonders demütig. Wer sich dann beim Wein echauffiert, warum der denn nicht preiswerter zu haben sei, hat Wein nicht verstanden. Hier steckt so viel Handwerk, Engagement und Leidenschaft drin, und das schmeckt man ja am Ende auch.
Bot eine charmante wie eindrucksvoll-lässige Umgebung für das Tasting: das rustikale alte Winzergebäude mitten im Weinberg.
Stichwort Bodenständigkeit. Das Terroir der Kellerei Terlan mit seinem eigenen, unverwechselbaren Charakter wird durch vulkanische Böden und die roten Felsen aus Quarzporphyr sowie ein ganz spezielles Mikroklima geprägt. Hierbei handelt es sich konkret um ein vulkanisches Gestein, welches sich aus verschiedenen Mineralien wie Quarz, Alkalifeldspat, hellem Plagioklas und Muskovit zusammensetzt. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Terlaner Reben diesem besonderen Terroir angepasst und die Rebstöcke haben einen ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter entwickelt. Besonders bei der Sorte Sauvignon wurden in Terlan eigene Klone selektiert, die weltweit große Beachtung und Anerkennung genießen und die wie die Sauvignons von der Nachbarkellerei Andrian am gegenüberliegenden Flussufer auf meine – und hoffentlich eure – Sommer-Weinkaufsliste kommen. Vier dieser spannenden Weine stelle ich euch nachfolgend vor.
Ein Tal – zwei Seiten: vier Sauvignon Blancs vom Kalk und vom Vulkan
Gerade Weinfreunde, die sich beim Sauvignon Blanc über einen Stil freuen, der nicht so stark auf die grünen Noten der Sorte setzt, sondern mehr auf eine perfekt gereifte Frucht und Tiefgang, wird sowohl bei Andrian als auch bei Terlan fündig, weil sich beide Häuser schon immer mit ihren guten weißen Sauvignons einen Namen machen konnten. Doch was unterscheidet die beiden Talseiten so klar voneinander? Neben den verschiedenartigen Ausrichtungen der Weinberge sind es vor allem ihre Böden. In Andrian, wo der Sauvignon Blanc-Anteil in den wertvollen Lagen schon immer sehr hoch war, prägen Kalkböden, die von kantigem weißen Dolomitgestein durchsetzt sind, die unverwechselbare Sorte. Hier bringt sie Weine mit einer kühleren, eleganten Stilistik und genialer Frucht hervor. Auf der Terlaner Talseite hingegen sind ist der vulkanische Ursprung auch beim Sauvignon Blanc stilbildend. Die rot gefärbten Quarzporphyr-Böden schaffen eine einzigartige Charakteristik mit hoher mineralischer Dichte, aromatischer Geschmackstiefe und Spannung am Gaumen. Die Rebsorte Sauvignon Blanc bringt auf diese Weise zwei Stile in einem Tal hervor.
Kann ich garantieren: Mit diesen beiden geht ihr niemals baden. Außer natürlich, ein solcher Pool wie hier im Plattenhof lockt.
Sauvignon Floreado | Cantina Andrian
Der Sauvignon Floreado verkörpert perfekt den feinen, leicht blumigen Ausdruck eines für Andrian typischen Sauvignon Blanc. Er begeistert mit intensiver Frucht, ausgewogener Säure und wirkt selbstbewusst, ohne einen auf dicke Hose zu machen. Mit intensiven Aromen von gelben Früchten und Nuancen von Holunderblüten, Stachelbeeren und reifen tropischen Früchten, kombiniert mit einer großen Kanne Heu-Kräutertee sendet dieser Weißwein beste Flirt-Signale für eine entspannte Gönnung auf Terrasse , Picknick oder wer einen in der Nähe hat: am Pool. Ein sehr typischer Sauvignon, der schön präsent am Gaumen bleibt und im allerbesten Sinne nicht sofort verduftet. Sauvignon Floreado, Preis: rund 13,50 Euro, etwa über superiore.de
Sauvignon Andrius | Cantina Andrian
Der Sauvignon Andrius ist wie ein tailliert geschnittener Sommeranzug: mixt Stoff mit Klasse aber einer essentiellen Prise Leichtigkeit. Sechs Monate Reife auf der Feinhefe, davon 20% im Tonneau, sorgen für Würzigkeit, kraftvolle Struktur, die bei jedem Schluck Spannung aufrecht erhält, kernigen Biss sowie ein saftig-harmonisches Säurespiel, alles geprägt mit Swag geprägt vom Kalkboden. Man darf halt zeigen, wo man herkommt. Das Duft- und Geschmacksbild malen Aprikosen-, Stachelbeer-, Pfirsich- und Holunderaromen, Honigmelone und Minze, ein großer Pinsel Würzigkeit hintenraus sorgt für Verführung und das Beste: im Gegensatz zu einem unbefriedigenden Duft hält dieser Wein sehr lange, was er Glas für Glas verspricht. Ein nahbarer Gentleman. Sauvignon Andrius, Preis: rund 27 Euro, etwa über superiore.de
So erfrischend leicht wie elegant: Die Sauvignon Blancs von der Cantina Terlan bieten einen Pool von sommerlichen Aromen. Der hier gehört übrigens zum Plattenhof in Tramin.
Sauvignon Winkl | Cantina Terlan
Niemand mag Spoiler, aber ich nehms vorweg: Das Ding hier ist ein Blockbuster, Spaßmachend spannend wie Haus des Geldes, nicht so komplex wie Dark aber charmant entertainig wie Lupin. Muss ich mehr sagen? Denn alles außer gewöhnlich ist der fruchtintensive Sauvignon Winkl, der bereits seit 1956 sortenrein konsequent gleich ausgebaut wird. Im Terlaner D.O.C.-Gebiet, rund um die ältesten Gutshöfe, gedeihen die Trauben unter strengen Richtlinien. Die perfekte Kombination aus sonnenverwöhnter Ausrichtung und vulkanischem Gestein geben dem kleinen Bruder des Sauvignon Quarz eine aromatische Geschmackstiefe, die mit einer Badehose aus delikat-frischer Säure in ein Schwimmbecken gefüllt mit Aprikose, Passionsfrucht und Holunderblüte springt. Knackig, flirty, lässig, kultiviert, kurz: geil. Sauvignon Winkl, Preis: rund 19 Euro, etwa über hawesko.de
Sauvignon Quarz | Cantina Terlan
„Die feine Textur und ausgesprochene Tiefe sind ein echtes Markenzeichen für den Quarz, aber auch sein mineralischer Nachhall. Das hat diesem edlen Weißwein mittlerweile ein hohes internationales Renommee beschert“: So beschreibt Kellerei Terlan Kellermeister Rudi Kofler diesen Aushängeschild-Sauvignon. In der Tat vergeht kein Jahr, in dem der Quarz nicht von namhaften Weinführern als einer der besten Weißweine ausgezeichnet wird. Dies verdankt er der besonderen Struktur der Quarzporphyr-Böden, die dem Wein nicht nur seinen Namen geben, sondern auch für seine mineralische Dichte verantwortlich sind. Quarz ist ein anspruchsvoller Terroir-Wein, der seine Eigenschaften durch die 9-monatige Reife auf der Feinhefe – teils im Holzfass, teils im Edelstahltank – noch deutlicher zum Vorschein bringt. „Suits“ trifft hier auf „007“. Im strohgelben Drehbuch tummeln sich exotische Aromen von Mango und rosa Grapefruit, einige Twists mit frischen Kräuteraromen, dazu eine angenehme Salzigkeit, als ob man dazu in ein frisches, fluffiges Ciabatta mit grobem Salz beißt. Alles kombiniert mit einer Portion Lässigkeit und eiskalt serviertem Charme. Sauvignon Quarz, Preis: rund 48 Euro, etwa über superiore.de
Bei den Bildern habe ich direkt das Gefühl, wieder vor Ort im Pool zu sein. Und genau das zeichnet alle Weine aus: Elegante Leichtigkeit, Lust auf mehr als ein Glas, erfrischende Verwöhnung und die Verbindung mit Erinnerungen.
Jetzt geht es in die Schatzkammern der Cantina Terlan. Die Führung hinab in die Kellerei ist übrigens nach Voranmeldung für jeden Besucher buchbar. An jeder Ecke könnte man Bilder machen, möchte aber natürlich auch keine Info unseres Guides Michi verpassen, der mit wirklich keiner Frage aus der Ruhe zu bringen ist. Vielleicht weil er hier im Gegensatz zu uns schon weiß, welche Weine wir im Anschluss zusammen verkosten? So geht die Tour vorbei an besonderen Weinflaschen, wir werfen einen Blick in die Abfüllung und gehen auf Tuchfühlung mit den gefüllten edlen Holzfässern. Während oben sommerliche Hitze brütet, ist es hier unten angenehm kühl. Zeit, bei der Entdeckungen auf Temperaturen zu kommen. Dass der Fokus hier in der Cantina auf eine zeitgenössische und markante Architektur gelegt wurde, läge an den Gemeinsamkeiten, verrät unser Guide. Denn man ist verbunden mit Wein, Wein ist Architektur. Man hat einen Bauplan, und hier unten im Keller wird dieser dann vollendet. Ein runder Gedanke.
Lichtgestalt oder Flasche? In dem Fall: beides. Am Eingang der Kellerei steht eine Hall of Fame mit besonderen Weinen.
Eine weitere Schatzkammer: Hier lagern die Weine der Kellerei in Holzfässern, um sich einen letzten Feinschliff abzuholen.
Auch das ein oder andere XXL-Fass wird dort unten aufgemacht. Ins Holz kommt aber nur eine bestimmte Auswahl von Weinen.
Was aussieht wie ein Kunstwerk mit Lichtinstallation beherbergt nicht mehr als Geschichte. Hier lagern Wein-Juwelen mit einer 19 vor dem Jahrgang. Sie wurden beinahe zufällig bei Bauarbeiten entdeckt, und sind jetzt wieder erkundbar. Eine Sammlung von 1955 bis heute. Nicht nur 2,3 Flaschen jeweils, sondern schon eine ordentliche Menge. Und ja, das ist nicht nur theoretisch gemeint, die Schätze werden auch im Team verkostet und untersucht. Näher kann man Kellerei-Tradition dann wirklich nicht sein. 50 Jahre alter Wein – muss spannend sein, etwas zu probieren, das abgefüllt worden ist, bevor man geboren wurde.
Keine Computersimulation, sondern reale Schatzkammer: Hinter den Lichtspielen lagern Weinschätze mit einer deutlichen 19 vor dem Jahrgang.
Der Jahrgang 87 hier war aber nur kurz zu Gast, als Beweisbild.
Jetzt geht es in ein weiteres kleines Design-Paradies: den Tasting-Raum. Nicht, dass die Führung bis jetzt trocken gewesen wäre, aber wie könnte man etwas dagegen haben, wenn es flüssig weitergeht? Eben. Daher warten jetzt ein paar Dates mit weiteren Weißweinen der Cantina Terlan.
Beeindruckend: In dem Buch über die Kellerei Terlan kann man sich einen Überblick über die einzelnen Lagen verschaffen. Weinlese deluxe, sozusagen.
Es gibt verschiedene Linien names Primo, Rarity, Tradition und Selection. Letztere steht für anspruchsvolle Hochgewächse aus dem Terlaner DOC-Gebiet. Das selektionierte Traubengut wird im großen Eichenholz- und Edelstahlfass zu Weinen von beachtlicher Komplexität und Langlebigkeit vinifiziert. Darunter sind Weißweine wie die Cuvée Noa Domus, der Weißburgunder Vorberg, der Chardonnay Kreuth oder der Sauvignon Quarz. Wir probieren zuerst den Weißburgunder aus der Linie Tradition, 10,40 Euro im Regal. So sei Terlan, sagt Michi, und ich kanns verstehen. Klasse Schmelz, trotzdem Spannung, schöne Säure, zugänglich aber elegant. Wird überhaupt nicht flach, hat Zug wie Mbappé zum Tor, ehrliche Fruchteinbindung. Tagsüber 30 Grad, die Reben reifen, nachts kühlt es herunter, das sorgt für einen Stopp, Ergebnis: Knackigkeit und Biss. Ein perfekter Wein gerade auch für Einsteiger, um sich mal ans Weingut oder die Kellerei heranzutasten. Spannend, wie das Pendant dazu aus der Cantina Andrian auf der gegenüberliegenden Flussseite einen ganz eigenen Charakter entwickelt, deutlich mehr Erinnerungen an Eis mit Salzkrokant aufweist. Deliziös.
Zu Tisch bitte! Diese Team-Aufstellung gefällt mir. Beim Tasting lag der Fokus auf Weißweinen.
Diese beiden Weißweine kamen wie Gentlemen zum Schluss und haben ebensolchen Eindruck hinterlassen. Stil für den Stiel.
Eine Besonderheit der Kellerei Terlan sind die Raritäten, Sonderabfüllungen gereifter Weißweine, die für mindestens zehn Jahre auf der Feinhefe in Stahldrucktanks gelagert worden sind – wie etwa dieser Rarity 2008. Beeindruckend ist dabei vor allem die jugendliche Frische, durch die dieser Terlaner trotz seines gereiften Alters besticht, was ihn vor allem für eine längere Flaschenreife perfekt eignet. Man kann ihn allerdings auch straight trinken, und das kann ich nur empfehlen. Pure Champions League. Erst cremige Frische, dann taucht aus dem Glas ein Maßanzug aus Mineralität und Würznoten auf, die wie angegossen passen.
Ein Tasting-Booklet gab einen Überblick über die verschiedenen Wein-Linien der Cantina Terlan.
Wir lassen die Kirche mal im Dorf aber: Wer in Südtirol unterwegs ist, dem sei herzlichst empfohlen, den Parkplatz der Cantina anzusteuern!
Der Besuch und das Verkosten der Weine der Kellerei Terlan war nicht nur eine große Freude und Entdeckung, sondern auch der Auftakt zu einer Intensivierung der weinseligen Beziehung mit der Cantina Terlan. Denn ich habe es nicht geschafft, alle Weine zu probieren, und das geht natürlich nicht. Neue Dates müssen her, und am besten geht es dafür direkt wieder zurück nach Südtirol. Dennoch war das ein in Erinnerung bleibendes Obstsalat-Abenteuer, für das ich mich bei der Kellerei von ganzem Herzen bedanken möchte. Und hoffe, dass für euch die ein oder andere Inspiration dabei war!
*mit freundlicher Unterstützung der Cantina Terlan