Ü30 Mode: Muss ich mir diktieren lassen, was ich trage?

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Mode über 30? Magazin-Headlines oder Fashion-Experten titeln da gerne, was man seinem Alter entsprechend anziehen darf oder nicht mehr tragen soll. Aber entspricht das meiner Meinung: Nö!


“10 Dinge, die ihr aus eurem Kleiderschrank verbannen müsst, wenn ihr 30 seid. Diese Kleidunsgstücke sollte man mit 30 nicht mehr tragen. Das sind die Outfits, auf die 30-jährige jetzt setzen sollen”.

Alles typische Headlines in Modemagazinen und Lebensweisheiten-Blogs. Ok, to be fair: Man kann die Alterszahl auch durch 40 oder 50 oder was ihr möchtet ersetzen, aber am Ende steht immer die Message: Kleide dich deinem Alter entsprechend, und wir sagen dir, wie das aussieht. Okay. Aber wer sagt mir das? Der einzelne Redakteur, der sich dann hinter dem Magazinnamen versteckt? Oder wurde das fair abgestimmt von einer Redaktion, die alle Altersgruppen abdeckt, so diskutiert und abgestimmt? Spoiler: Da liegt viel im Ermessen von Einzelpersonen, hab lange in einer gearbeitet. Und ist ja auch fein, wenn jemand seine Sicht auf die Dinge äußert. Es gibt sicherlich ein paar “Bitte-entferne-das-aus-dem-Kleiderschrank”-Ratschläge, die ich nachvollziehen kann. Feinripp-Unterhemden, beispielsweise. Crogs. Mallorca-Tshirts mit wahnsinng witzigen Sprüchen. Pollunder. Nur am Ende möchte ich mir nicht von Menschen, die mich nicht kennen, diktieren lassen, was mir gut tut und wie ich in die Öffentlichkeit trete. Würde ich mir das diktieren lassen, wäre ich eine von zahllosen Kopien da draußen. Und würde mich ja ein Stück weit aufgeben.


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Egal wie alt ihr seid, verliert nicht den Spaß, beim Look mal neue Details auszuprobieren.


Mode über 30 oder: Stil finden – nicht diktieren lassen

Stil entwickelt sich. Man macht dabei Fehler, auf die man später im besten Fall mit einem lachenden Auge zurückblickt. Ja, ich trage seit ich die 3 vor dem Alter hab öfter mal einen Anzug, Jackett, ein Hemd oder Chelsea Boots. Aber nicht weil ich das auf der Arbeit müsste – zum Glück nicht – sondern in der Freizeit, weil ich Bock drauf habe. Weil ich das für mich entscheide, und mich dann auch wohl fühle. Umgedrehte Basecaps sind über 30 ein No-Go? Maybe in der Chefetage oder Bankenbranche. Aber wenn du halt mal Bad-Hair-Day hast, hey, feel free. Ich denke jedem ist bewusst, dass die Cap bei einem Bewerbungsgespräch zu Hause bleibt, und nur weil man am Wochenende kurze Hosen und Sneaker trägt ist man im Büro kein schlechterer Anwalt oder Lehrer.

Air Jordans mit 35? Bitte, tragen! T-Shirt zum Sakko? Geht. Ich denke, der Punkt ist, bewusster zu werden. Mehr auf das Material zu schauen, kleine Lables zu finden, die einem taugen. Das ist wie beim Wein: Was früher Weiss oder rot und Hauptsache ballernd war, hat heute 1000 verschiedene Aromen-Facetten. Und was früher trinken war, kann man heute auch genießen nennen. Stil bedeutet, dass die Outfits vom Träger mit Haltung getragen werden und durch uns zur Wirkung kommen. Und nicht, dass die Kleidung uns trägt – denn dann ist es eine Verkleidung. Was nutzt der Kaschmir-Rollkragen oder die Anzugschuhe, wenn du darin fehler am Platz wirkst als ein Spanferkel auf einem Vegetarier-Dinner oder Niveau im Trash TV.


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Dunkles Jackett drüber und Mode über 30 Kritiker dürften still sein.


Vorstellung und Gegenwart

Haben wir nicht alle damals eine Vorstellung gehabt, wie das Leben später mal aussieht? Wenn ich zurückdenke, kurz vor dem Abi, war damals irgendwie noch gar nichts klar. Was ich beruflich machen werde? Keine Ahnung. Irgendwas kreatives halt (Klick: So kam ich zu meiner Berufung) Aber spätestens so mit 30 würde alles richtig Erwachsen sein, wie man es aus Filmen kennt. Alles gesettlet, Business läuft, geile Wohnung, schicke Outfits, wie man sich Leute, die Werbung machen, damals halt ausgemalt hat. Dass ich jetzt mit Coca-Cola-Hawaiihemd (Klick: meine Lieblings-Kurzarmhemden für den Sommer) mal im Office sitze oder Vans dabei trage, im meiner kleinen Wohnung immer noch mit Jogginghose fein bin, hab ich glaube ich so nicht vorhergesehen. Bin ich da zum 30. Geburtstag falsch abgebogen? Nö. Jeder hat doch seinen eigenen Fahrplan. Und den bestimmen keine Mode über 30 Befehle aus bestimmten eigenen Weltanschauung.


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Zurücklehnen und entspannen. Seinen Stil zu finden ist eben eine längere Reise.


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Tartanmuster mit Schlangenprint: Hätte ich früher nicht so kombiniert, finde es jetzt aber angemessen.


Ich und mein Haltbarkeitsdatum

Wenn es mit 30, 40 und 50 dann neue Regeln, Tipps und Einkaufs- bzw. Wegwerf-Listen gibt, darf ich dann jeweils meine Klamotten nur 10 Jahre tragen, bevor sie und ich das Verfallsdatum erreicht haben? Sinkt dann mein menschlicher Wert, wenn ich mich nicht dem von Magazinen meinem Alter zugeordneten Look entsprechend kleide? Wenn das echt für jemand der Fall ist, pack ich ihn easy mit dem Vokuhila ganz tief in die “Mit-dir-spiel-ich-nicht-mehr”-Kiste.


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Dem Alter entsprechend? Hauptsache für mich ansprechend!


Was zählt ist innen

Mit jedem Geburtstag sollte man auch persönlich einen Schritt gereift sein. Aber ob Rollkragenpulli oder Fußballtrikot, das ändert nichts an unserem 30+ Charakter. Und das ist für mich das Wichtigere. Was man anzieht und trägt, sollte man fühlen und einem selbst überlassen sein. Denn was nützt mir Nadelstreifenanzug, Businesshemd, Dreitagebart, Markenuhr und Maßschuhe, wenn ich mich verhalte wie ein kleines Kind?


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