Fern-Glas auspacken, wir entkorken nach Südtirol. Dort hat das Weingut Castelfeder seinen Reben-Soundtracks einen neuen Etiketten-Dresscode geschneidert. Ich habe drei der Weine probiert und mal meine Gedanken zusammengesoundtrackt.
Bei Mode wie bei Weinen ist es für mich gleich: Man hat einfach seinen eigenen Stil, beziehungsweise – man entwickelt seinen eigenen Stil, und geht dabei auch mal auf Entdeckungsreise. Einer gewissen Linie bin ich dabei aber immer treu geblieben, und auch wenn sich die Haarlänge mal ändert oder die Socken bunter werden, mein Bauchgefühl ändert sich nie. Ich weiß in wenigen Sekunden, ob mir Klamotten, eine Frisur – oder eben Wein – taugen. Beim Weingut Castelfeder war ich mit deren Style der Obstsalate direkt auf einer Wellenlänge. Elegant, feine Twists, Prise Humor – aber niemals Diven-Attitüde oder Allüren. Der Dresscode zeigt sich auch schon auf den neuen Etiketten.
Im Sinne beider Generationen, die im Weingut arbeiten, wurde ein kleines Umstyling gemeinsam mit Sinn für Tradition und Moderne umgesetzt. Jeder Wein hat eine von Hand gemachte Illustration, die ein Merkmal des Weines bildlich visualiert. Mir gefällt die schlichte Basis, die eleganten Akzente, die einheitliche Linie – und jeweils eine handgemalte Illustration, die ein Merkmal des Weines oder aus der Geschichte des Weinguts bildlich darstellt. Wie das schmeckt? Ich habe drei Weine vom Weingut Castelfeder probiert und mal meine Gedanken dazu aufgeschrieben. Cheers!
Unboxing: Im neuen Etiketten-Gewand gestylt, warten Gewürztraminer Vom Lehm, Pinot Noir Burgum Novum und Pinot Noir Glen aufs Verkosten.
Mir gefällt die schlichte Basis, die eleganten Akzente, die einheitliche Linie – und jeweils eine handgemalte Illustration, die ein Merkmal des Weines oder aus der Geschichte des Weinguts bildlich darstellt.
Weingut Castelfeder: drei Weine im Tasting
Castelfeder Gewürztraminer Vom Lehm
Der Bezug zum Ort, an dem der Castelfeder Gewürztraminer Vom Lehm aufwachsen darf, ist auf dem classy Etikett deutlich zu erkennen.
Der Gewürztraminer zählt zu den bekanntesten Rebsorten Südtirols. Ist aber, so fair muss man sein, auch eine Charakterkopf-Sorte, die einem gerne mal mehr oder weniger durch die Blume auch den Kopf verdrehen kann und mit ihren Noten nach Rose, Muskat und Litschi für manchen Einsteiger erstmal gewöhnungsbedürftig ist – und auch schon mal schwer oder parfümiert ausfallen kann. Die Gefahr besteht beim Castelfeder Gewürztraminer Vom Lehm zu keiner Zeit. Bereits der erste schüchterne Nasen-Kontakt zeigt: Die markanten Noten von Rosenblättern über Nelken bis hin zu Litschi sowie tropischen Früchten ist am Start, hat sich aber ein entspanntes, lockeres Outfit übergeworfen und verströmt nonchalant lässige Vibes wie früher Jean Paul Belmondo. „Vom Lehm“ bezieht sich auf den Lehmboden, auf welchem der Gewürztraminer beste Ergebnisse hervorbringt – das neue Etikett verbildlicht diese Entwicklung vom Lehmboden über die Rebe bis hin zum fertigen Wein anhand des Kelchs. Im Glas flaniert der Gewürztraminer dann smooth und cremig hin und her, elegant interpretiert, mehr kühler Kopf als Heißsporn, dazu eine feine grazile Würze wie mit dem Salz- oder Pfefferstreuer drüber – und los geht die Karussellfahrt quer durch tropische Früchte mit dieser Note vom Südtiroler See im Morgennebel.
Nicht zu viel sei verraten, aber: bei diesem Weißwein blüht einem was sehr stilvoll.
Castelfeder Gewürztraminer Vom Lehm, Preis: rund 20 Euro, über enoselezione.com/de
Castelfeder Pino Noir Glen
Ob der Wein guten Trinkzug hat? Das Etikett des Castelfeder Pinot Noir Glen zeigt jedenfalls die stillgelegte Eisenbahnbrücke in Glen.
Das Etikett des Pinot Noir Glen zeigt die stillgelegte Eisenbahnbrücke in Glen – als Symbol von Aufbruch und der historisch wichtigen Lage Glen, prädestiniert für Blauburgunder. Trinkzug hat das Ding auf jeden Fall, und ich würde damit am Bahnhof “Chalet” aussteigen. Die im Aufnahme-Studio von Lehm, Kalk und Porphyr entstandenen Pinot-Beats duften wie eine laue Sommernacht am See auf einem Boot aus Blaubeere, eingelegten Kirschen und Vanille. Elegant und geschmeidig wie ein beeriges Kompliment geht der Glen über die Lippen, nicht laut, eher zuvorkommend, mit Grip, Würze, einer Prise Nonchalance und feiner Saftigkeit. Kurz: Ein Rotwein wie ein feiner Strickcardigan, weniger eine schwere Kuscheldecke.
Höchste Eisenbahn für eine Rotwein-Reise – und auf der hat der Castelfeder Pinot Noir Glen einen geschmeidigen Mix aus Beerigkeit, Kirsche, Vanille und würzig-feiner Saftigkeit im Gepäck.
Castelfeder Pinot Noir Glen, Preis: rund 21 Euro, über enoselezione.com/de
Castelfeder Pino Noir Burgum Novum
Eleganter, dribbelstarker Rotwein mit feinen Twists: der Pinot Noir Burgum Novum vom Weingut Castelfeder.
Ich bin grade mit der Netflix-Serie durch, in der Tom Schilling sich in Achtsamkeit übt – und musste bei diesem Südtriol-Wein an genau diese Mood denken. Für den Burgum Novum vom Weingut Castelfeder sollte man sich dringend eine Zeitinsel einrichten, und dann tief durchatmen – was auch für den Wein gilt. Der taut mit genug Luft nämlich richtig fein auf, von grazil, fast schüchtern zu selbstbewusst breit auftretend. Auch diesen Wein ziert ein neuer handgezeichneter Etiketten-Dresscode – hier die Neumarkter Lauben, die den Geburtsort des Weinguts darstellen. Zurück zum bewussten Genuss. Zu Beginn kitzelt der Pinot Noir die Nase mit feinen, präzisen Streicheleinheiten aus Beeren-Mix, Marmelade, etwas Pfeffer, bevor er zum geschmeidigen Catwalk wird. Das Ding schmeckt so seidig-glänzend, als hätte Zohan es frisiert, eine ausbalancierte Frucht-Massage mit feiner Säure, die mit jeder Minute Atemluft mehr ein Nougat-Jacket überzieht, und fülliger wird – Zunehmen mit Stil! Einlassen, entdecken, Zeitinsel genießen.
Richtig spannend wird es, wenn der Castelfeder Burgum Novum über seine Saftigkeit ein Nougat-Jacket überzieht.
Castelfeder Pinot Noir Burgum Novum, Preis: 36 Euro, über enoselezione.com/de
