Was haben ein guter Wein und das Event Vinum Classic gemeinsam? Bei beiden kommt man auf den ersten Schluck auf den Geschmack. Weil die Regeln einfach sind, und man sich schnell in der Runde einklinken kann. Viele der Oldtimer-Besitzer, die teilnehmen, könnte man auch als Stammgäste bezeichnen. Die haben mehr Kilometer auf dem Tacho als es die größten Künstler wegfrisieren könnten, und auch jede Menge Wein-Erfahrung. Und: Sie sind wirklich offene Menschen. Wir, die noch nie an so einer Ausfahrt, so einem Event teilgenommen haben, wurden eher interessiert aufgenommen, man war offen für Fragen – irgendwie ist doch irgendwann immer für jemand das erste Mal, oder? Zurück zur Action: Nach der ersten Tagestour (Klick – hier Teil 1 nachlesen) weiß man auch als Bei(fahrer)-Frischling, wie der Hase läuft, oder besser – cruist.
Auf dem Papier ist immer klar, wo die Route entlang führt. Wie tief sich jeder mit dem Roadbook und der Streckenführung auseinandergesetzt hat, ist gefühlt bisschen wie bei mir vor Schul-Prüfungen: Man kuckt kurz rein, und denkt: Wird schon gutgehen. Erklärt aber dann im Briefing, man habe alles natürlich auswendig gelernt. Also: Voller Druck auf den Beifahrer, der navigieren helfen darf. Muss. Kann. Die Strecken-Erlebnisse selbst sind dann aber auch für routinierte Teilnehmer auch das ein oder andere Mal eine Überraschung: Denn Initiator und Wein-Abenteuer-Guide Johannes Gufler vom Hotel Ansitz Plantitscherhof kennt neben den geheimen Strecken auch noch supergeheime Abkürzungen, und da wird’s dann ebenso charming wie nervenkitzelnd. Aber genau dadurch schmeckt die Südtirol-Entdeckung diese Prise uniquer, spannender, fesselnder. Und was an Tag zwei geschmackvoll gefesselt hat, lest ihr jetzt hier.
Das ist die Vinum Classic Südtirol
Die Vinum Classic Südtirol ist eine rund einwöchige Oldtimer-Genuss-Abenteuer-Journey im Oktober mit mehreren geführten Ausfahrten, bei denen sich alles um drei Schlüssel-Momente dreht: Erlebnisse, Landschaft, und vor allem – Wein. Ins Leben gerufen von Ansitz Plantitscherhof-Gastgeber Johannes Gufler und der Initiative Oldtimerland Südtirol geht es dabei darum, besondere Wein-Erlebnisse zu erfahren – im allerbesten Sinn des Wortes. Über detailliert geplante Routen geht es über Geheimtipp-Straßen und entlang aussichtsreicher Fahrtstrecken quer durch Südtirol – zu verschiedenen, sorgsam ausgewählten Genuss-Locations von Weingut über Kellerei bis Restaurant, an denen bei exklusiven Verkostungen spannende Südtiroler Wein-Flirts auf Entdeckung warten. Das Highlight natürlich auch: Man kann absolute Traumautos live und aus der Nähe bestaunen. Die Vinum Classic Südtirol mit insgesamt 3 Tages-Touren kann dabei komplett die ganze Woche am Stück absolviert werden, es ist aber auch problemlos möglich, zwei oder nur eine Tages-Tour mitzufahren, und beispielsweise wie wir für ein verlängertes Wochenende anzureisen. Das ist das schöne an dieser Journey: Man ist wirklich flexibel.
Vinum Classic Südtirol – die Voraussetzungen
Teilnehmen geht mit dem eigenen Oldtimer als auch Youngtimer – oder man mietet sich einen Wagen aus dem Mietfuhrpark des Hotels. Hier stehen unter anderem ein Alfa Romeo 2002 Berlina von 1976, ein Mercedes Benz Pagode 230SL von 1967 oder ein Ferrari Dino 208 GT4 von 1979 in der Garage. Mehr Details zu den Mietwagen findet ihr hier. Ganz wichtig als Tipp: Wer einen Wagen mietet, sollte rechtzeitig anreisen, und das Fahrzeug Probe fahren, sich bisschen beschnüffeln, sich und die Feinheiten als auch Eigenarten des Oldtimers kennenlernen. Ihr habt grade keinen Oldtimer zur Hand, sondern zum Abi einen neuen Lamborghini in die Garage gestellt bekommen? Kein Problem – auch mit neuen Autoträumen könnte man teilnehmen – dann aber immer am Schluss des Feldes. Denn mit den Oldtimern ist man kaum im Stande, auf die neuen Brems- und Beschleunigungswerte eines modernen Sportwagens zu reagieren. Und Sicherheit geht beim Fahren ja stets vor. Die Regeln sind auch einfach: Jeder fährt sein Tempo. Das Roadbook mit der Route wird vor der Fahrt gecheckt. Und: Im Briefing vor dem Start wird zugehört. Das Trio kann man sich doch leicht merken, oder? Und dann heißt es schon: Abenteuer voraus!
Der Vinum Classic Pass um den Hals berechtigt nicht nur zur Pass-Kontrolle in Südtirols Bergen, sondern auch zu exklusiven Wein-Verkostungen.
8.45 Uhr: Vinum Classic Start im Hotel Ansitz Plantitscherhof
Nach Lana – Ultental – Laurein – Fondo – Sarnonico Golf Club Dolomiti
Das Cockpit ist Wein-Abenteuer-ready. Auch an Tag 2 starten wir im Alfa Romeo 2002 Berlina von 1976.
Von Hotel Plantitscherhof mitten in Meran führt die Route ins nahe Lana, und von dort …
… schön ansteigend ins facettenreiche Ultental.
Immer wieder wird auch verkehrssicher gestoppt, damit alle Anschluss halten.
Tunnelgemälde. Der Sound des Porsche dabei: ein Ohrenschmaus.
Die Strecke durch das Ultental war für mich eine der spannendsten und beeindruckensten Abschnitte. Gerade weil sich die Region so facettenreich präsentierte wie der Südtirol-Cousin eines Chamäleons. Die ersten steilen Serpentinen aus Lana hinauf machte die Sonne auf RAF Camorra und schickte Liebe Grüße. Während der Alfa die engen Kurven wie auf Schienen nimmt, blitzen links immer wieder Blicke ins Tal auf. Mit jeder Kurve schraubt man sich höher, und nach dem nächsten Tunnel prasselt der erste Regen auf die Windschutzscheibe – für ungefähr einen Kilometer. Zickiger als das Wetter ist gefühlt nur die Belegschaft im Big Brother Haus. Aber gerade das macht es spannend. Nach der nächsten Abzweigung Richtung Laurein und Fondo möchte noch Nebel mitspielen, auf der abgeschiedenen Strecke kommt kaum ein Fahrzeug entgegen. Okay, viel Platz wäre eh nicht. Dann führt die Straße nach kargem Geröll links und rechts tief in den Wald wie Rotkäppchen, der Alfa frisst jede Spitzkehre mit Appetit wie der böse Wolf. Und man sitzt hinten drin und versucht, nicht pausenlos tierisch zu grinsen.
Bei allem Märchen-Anstrich, was die Route angeht, muss man auch mal ein ganz reales Lob aussprechen. Denn die Taktung und Abstand der Locations-Stopps ist so ausbalanciert, dass man eigentlich nie Angst haben muss, nicht rechtzeitig ein WC zu finden. Bei all dem Wasser, Kaffee und Wein, was aus Recherchezwecken probiert wird, ist das ja auch berechtigt. Kleine, aber feine Details machen halt einfach den Unterschied aus.
In Kurven hat man den schönsten Blick auf die Kolonne der Oldtimer-Träume.
Im Ultental wechselt das Wetter pausenlos, und sorgt für Naturmagie beim Fahren.
So landet man nach einem der Tunnel schon mal …
… in einer mystischen Nebel-Kulisse. Abgefahren.
Wann immer es geht, saugt man die Eindrücke und Perspektiven Südtirols einfach auf.
10 Uhr: Kaffeestop Sarnonico Golf Club Dolomiti
Der kurze Kaffeestop im Sarnonico Golf Club Dolomiti ist sehr willkommen. Es gibt genau zwei WCs, aber wer hat gesagt, dass Adrenalin nur auf Asphalt ausgeschüttet werden darf?
10.15 Uhr: Fahrt nach Mezzolombardo
Danach geht es weiter zum ersten Weingut-Besuch des Tages – gut eine Stunde dauert die Fahrt bis nach Mezzolombardo. Mich fasziniert, dass ich durch diesen Streckenabschnitt erst begreife, dass sich auf diesem hohen Bergsattel, den man sonst nur unten vom Tal aus sieht, lauter charming Dörfchen verbergen. Die quasi über Südtirol thronen. Und bei so engen Straßen auch keinen Massentourismus erwarten werden. Für die Oldtimer ist die Strecke aber vor allem eines: Poesie aus Asphalt.
Fahrfreude garantiert: Die Strecke ist mit endlosen Kurven gepflastert.
Uniquer Aussichtspunkt: Diese Aussicht muss wegen mir nicht die Kurve kratzen.
Auch wenn es täuscht: Ich hatte im filigran wirkenden viersitzigen Alfa Romeo hinten wirklich komfortabel Platz.
11 Uhr: Weingutbesuch Azienda Agricola Foradori
Die Natur holt bestes Bühnenwetter heraus: Ankunft in der Azienda Agricola Foradori.
Gruppen-Foto mit den Hauptdarstellern: Die Traumautos holen Luft, während man bei der Verkostung Südtiroler Wein-Wissen tankt.
Da dürfte man doch als Autofan auch bodenständig auf Wolke 7 schweben.
Die Oldtimer parken sehenswert im Innenhof der Azienda Agricola Foradori.
Das Weingut Azienda Agricola Foradori aus der Vogelperspektive. Die Location inmitten des Ortes ist wirklich ultra charming und mixt alt und neu in einem ausbalanicerten Übergang.
Heute leitet die vierte Generation von Winzern die Aktivitäten von Foradori. Es war die Arbeit von Elisabetta Foradori und Rainer Zierock, die zur Rettung und Regeneration der Rebsorte Teroldego führte, indem sie die ursprüngliche genetische Familie der Rebsorte anbauten. Heute führen ihre Kinder Emilio, Theo und Myrtha Zierock das Weingut weiter. Emilio kümmert sich um die Weinproduktion, Theo um die kaufmännischen Belange der Kellerei und Myrtha um den Anbau und die schrittweise Expansion von Foradori.
Die Verwendung von biodynamischen Präparaten hat die Fähigkeit der Weinberge, ihren Charakter voll zum Ausdruck zu bringen, ausgeglichen und verbessert. So wurde seit der Ernte 2009 die Abfüllung von Teroldego Morei und Teroldego Sgarzon wieder aufgenommen. Durch die Zusammenlegung verschiedener Parzellen wollte Foradori der Sorte Teroldego drei Ausdrucksformen geben: Weinberge, die durch Massenselektion und die Wiederherstellung der unterschiedlichen genetischen Variabilität in den verschiedenen Lagen des Campo Rotaliano (Foradori) entstanden sind. Die ältesten Foradori-Reben, drei alte Pergola-Weinberge mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren (Granato). Und die jungen Rebstöcke, die einen leichten Rotwein produzieren (Lezèr).
Ab in den Keller! Dort lagern die Wein-Juwelen der Azienda Agricola Foradori.
Schatzkammer: Die Amphoren, in denen die Weine lagern, sind das Signature-Element der Azienda Agricola Foradori.
Wir probieren zwei Weißweine und zwei Rotweine: Teroldego Morei und Teroldego Sgarzon sowie Granato und Foradori. Dazu gibt es grandiosen Käse, den das Team ebenfalls selbst in Eigenregie herstellt. Die Weißweine sind auf jeden Fall edgy, man muss sich drauf einlassen, dann entdeckt man Charakterzüge, die neugierig machen. Gerade, weil es weg vom Mainstream geht. Auch wenn es vielleicht nicht die große Liebe war, war es dennoch spannend, weil es den eigenen Horizont erweitert, und zeigt, welche Facetten noch in einem Weißwein stecken können. Zum privaten Kuscheln hätte ich dagegen auf jeden Fall sofort beide Rotweine eingeladen. Eine Power in einem eleganten Dresscode, mehr Tweed-Sakko aus ungewöhnlichem Stoff, aber trotzdem elegant und würzig – genau mein Style. Klar auch: Das Handwerk hat eben auch seinen verdienten Preis. Dennoch: Ein tolles kleines Abenteuer auf der großen Wein-Reise.
Theorie ist, gut, aber nur mit Praxis-Test kann man die nächste Stufe erklimmen. Das geht auch im Sitzen. Beim Wein Granato war ich dann von den Socken.
12.30 Uhr: Fahrt zum Kalterer See
Nach Masetto – Cadino – Salurn – Kurtinig an der Weinstraße – Magreid – Tramin – Söll – Altenburg
Ein Abschieds-Toast noch, dann geht es für mich auf dem Rücksitz weiter an einen meiner Lieblingsorte in Südtirol: den Kalterer See.
Zurück Richtung Kalter See geht es dann an der architektonisch beeindruckenden Cantina Kurtatsch vorbei nach Tramin und hoch auf die Bergkuppe – und auch hier werden wieder die Schleichwege mit einer Präzision und Feuergeschwindigkeit ausgepackt wie von Tom Brady zu besten Zeiten. Johannes packt bei seiner Routenplanung auch Schleichweg-Spielzüge aus, die im Duden gar nicht mehr unter Schleichweg stehen würden, weil eigentlich kein Weg mehr da ist, auf dem man schleichen könnte. Aber genau diese kleinen Adrenalin-Häppchen, diese Geheimtipp-Wegführung, diese Mini-Abenteuerchen machen die Vinum Classic Ausfahrt so einzigartig.
Hoch über Tramin schlängeln sich die Oldtimer durch enge, charming Straßen.
Kurven und Weinberge – ein Augenschmaus.
13.30 Uhr: Mittagessen im Restaurant Panholzer
Parken in erster Rebenreihe am Restaurant Panholzer in St. Josef am See.
Über den charming Innenhof mit Kieselsteinen geht es zur Terrasse mit mediterranem Flair, umgeben von alten Steinmauren. Martina und Daniel und führen das Restaurant Panholzer im historischen Weinhof Panholzer. Im Inneren macht ein schönes Gewölbe Appetit, hier trifft alt auf neu – wir dürfen in der Vinothek Platz nehmen. Ins Glas kommt ein erfrischender Weißwein – der Reserve della Contessa – von Manincor direkt um die Ecke. Eines meiner absoluten Lieblingsweingüter in Südtirol. Die Küche im Panholzer: Südtirol, aber kreativ gedacht. Regional, aber über den Tellerrand geblickt. Sekunden nach dem Betreten ist man vom Charme der Location schon eingenommen. Und so geschmackvoll wie die Architektur ist am Ende auch das, was aufgetellert wird. Kreativ, durchdacht, aber ohne Allüren. Eine treffsichere Location-Auswahl.
Die Natur kümmert sich um eine stimmungsvolle Bühne beim Vinum Classic Erlebnis.
Im Glas: der crispy elegante Weißwein Reserve della Contessa vom Weingut Manincor direkt in Blickweite.
14.30 Uhr: Fahrt nach Salurns
Klughammer – Kojotenpass – Laimburg – Bahnhof Auer – St.Johann – Salurns
Über spannende Geheimtipp-Routen wie den Koyotenpass schlängelt sich der Konvoy dann entspannt …
… entlang noch engerer Straßen …
… über Auer bis nach Salurns, und parkt dort vor dem Ansitz Dornach.
16 Uhr: Weingutbesuch Tenuta Ansitz Dornach mit Patrick & Karoline Uccelli
Im Jahre 2008 haben Patrick & Karoline Uccelli die Produktion eigener Weine nach Jahrzehnten ausschließlichem Traubenverkaufs wieder aufgenommen. Der Ansitz Dornach wurde zu einer Weinmanufaktur, die biologisch und biodynamisch zertifizierte Naturweine herstellt. Was den ersten Jahrgang betrifft, hat Patrick Uccelli sowohl einen Teil der Blauburgunder- (Xx Pinot nero) als auch der Weißburgundertrauben gekeltert (Xy Pinot bianco). Ab 2012 folgte der mazerierte Gewürztraminer G. (orange wine)
In den Folgejahren führten die Intuition, die Inspiration und die Immagination von Patrick des Familienbetrieb zu verschiedenen „Weinprofilen“: die „leichten Weine für den Durst“ (LOUIS, die mit dem Punkt), die Weine aus PIWI Weintrauben (CÉCILE, oder mit dem Aquarell), die Selektionen (AURÉLIE oder mit der historischen Katasterkarte), und die „Einzigartigen“ (mit einmaligen Etiketten, die in besonderen Jahrgängen entstehen). Zu frisch aufgegrillten Kastanien aus dem Feuer wird dann Wine with a view serviert. Ein uniques Erlebnis – wiedermal.
Harter Beton, weiche Weine: In so einem Setting und dieser Aussicht lässt sich doch angenehm probieren, oder?
Wenn einem so eine Perspektive eingeschenkt wird, greift man zu.
Ein natürliches Spiegelbild der Umgebung: die Weine von Patrick & Karoline Uccelli.
17 Uhr: Doppel-Pass zurück zum Hotel Ansitz Plantitscherhof
Die Rückfahrt muss pünktlich starten, schließlich sollen die Teilnehmer von den Pässen, über die gecruist wird, auch noch ein großes imaginäres Glas Aussicht mitnehmen. Und Aussicht auf Action gibt es beim Mendelpass und Gampenpass jede Menge.
Von Salurns zurück zum Plantitscherhof in Meran könnte man auch über die Weinstraße fahren – müsste dann aber kurz die Schnellstraße nutzen. Das ist für Oldtimer-Fahrer natürlich wie für einen Marathonläufer der Spaziergang zum Bäcker: Unterforderung pur. Deswegen geht es zurück via Doppel-Pass – über das Duo aus Mendelpass und Gampenpass. Bei dem Duo warten eine Vielzahl von Serpentinen, Spitzkehren und Kurven auf die Fahrspaß-durstigen Aficionados hinter dem Steuer. Das Credo der Vimum Classic Südtirol kommt hier besonders zum Tragen: Jeder fährt sein eigenes Tempo – ganz oben wird dann gewartet.
Die Rückfahrt sorgt für ein Doppel-Pass-Erlebnis, das sich treffsicher in den Südtirol-Strafraum spielt …
… die Fahrt über den Gampenpass und den Mendelpass ist sowohl Augenschmaus als auch Adrenalin pur.
Ich persönlich hätte sicherlich ein, zwei Gänge runtergeschaltet aus Respekt, einfach auch weil ich die Strecke nicht kenne und man kaum absehen kann, was hinter der nächsten Kurve kommt. Johannes vorne am Steuer ist aber hier in seinem Wohnzimmer – und in seinem Element. Fahr-Aufnahmen machen wird hier zum Feeling einer Ladung Wäsche in der Waschmaschine: Schleudergang-Modus aktiviert. Der Alfa wird wird an unsichtbaren Schienen über die Straße gepusht, geschalten wird schneller als in jedem Schnell-Checker-Gehirn. Rauf, runter, Lenkrad eindrehen, die Kurven fliegen nur so dahin, unter meinen vier Buchstaben rumort das Vibrieren des Motors durchs ganze Fahrgestell als möchte das zu scharfe Chilli klarmachen, dass gleich Launch-Control stattfindet. Wie bei einer Rally-Fahrt zwirbelt der Alfa nach vorne, Anspannung und Adrelanin mischen sich zu einer mitreißenden Cuveé, die mir mehr schmeckt, als sie sollte. Machen wir es kurz: Ich durfte schon in einem umgebauten F-1-Auto mit F-1-Testfahrer auf dem Kurs von Abu Dhabi mitfahren, von 300 auf 60 in der Kurve – aber das war für mich die Autofahrt meines Lebens. Bei der es Momente gab, bei der ich extremst an einen feinen Wein als Belohnung dachte, wenn wir da im Hotel ankommen. Aber weil die Distanz mit dem WC-Stopp-Balance-Akt hier aus den Fugen geriet, wurde der Gedanke an alles flüssige verschoben bis zur Einfahrt in die Hotel-Garage.
Trotzdem: Ein unvergesslicher Abschluss eines intensiven, unvergesslichen Abenteuers rund um Wein, das auf seine eigene Art einfach nur eines war: abgefahren. Ich kann das jedem, der neugierig ist auf Südtirol und Wein-Neuentdeckungen ist, nur empfehlen. Und irgendwann sitze ich vielleicht selbst mal am Steuer so eines Oldtimers. Man muss sich ja noch Abenteuer offenlassen, oder?
19 Uhr: Vinum Classic Aperitif und Abendessen im Hotel Ansitz Plantitscherhof
Nach der Rückkehr ins Hotel Ansitz Plantitscherhof gibt es zur Feier des Tages einen Aperitif im charming Oldtimerwohnzimmer. Danach wird am letzten Tag der Vinum Classic Südtirol gemeinsam am großen Tisch das Abendessen genossen. So kann man sich nochmal austauschen, Fragen stellen, Bilder teilen, neues lernen.
Und was im Rahmen des Halbpensions-Menüs aufgetellert wird, ist wie immer hier großes Kino. Das Vorspeisen-Buffet fährt Gerichte auf, die man sonst gerne mal erst a la carte findet – Carpacchio (sowohl Rind als auch Seafood), crispy Garnelen, Vitello Tonnato) – die Hauptgerichte sind saisonal kreativ und detailliert abgeschmeckt, wie grandiose Kürbis-Nocken mit Käse, oder ein Schokoladen-Dessert auf Sterne-Niveau. Zudem kann man sich, wenn es an die Wein-Bestellung geht, von den Wein-affinen Oldtimer-Fans so einiges an Inspiration holen, denn neben unzähligen Kurven haben sie auch reichlich Vino-Erfahrung im Gepäck. Hier zeigt sich dann mal wieder, dass die Aussage wahr ist: Wein bringt Menschen zusammen. Bei der Vinum Classic eben erst ins Auto, dann an den Tisch. Und die Erlebnisse, die dabei ausgeschenkt werden, waren für mich unbezahlbar.
Wer sich einmal die Vinum Classic Südtirol eingeschenkt hat, wird sie sich öfter ausschenken wollen.
Vinum Classic Südtirol 2024: neugierig geworden?
Haben euch die Erlebnis-Eindrücke Fernweh-Durst gemacht? Ihr möchtet selbst mal im Oldtimer auf Genuss-Tour durch Südtirol gehen? Dann findet ihr hier alle weiteren Informationen sowie ein erstes Programm zur dann 8. Ausgabe der Vinum Classic Südtirol – die findet dann statt vom 20-27.10.2024.