Es gibt ja ein paar Dinge, die Mann in seinem Leben mal gemacht haben sollte. Baum pflanzen, Haus bauen, diese Oldschool Things halt. Schon nice. Ich persönlich finde ja über seinen Schatten springen, Kritik zu Herzen nehmen oder unbekannte Dinge probieren auch nicht verkehrt (alles außer Bart abrasieren, versteht sich). Stichwort probieren: Fällt mir auch nicht immer leicht, manche Produkte und gerade Gerichte mag man einfach nicht. Aber ich kann nach der Kostprobe wenigstens unvoreingenommen meine Meinung äußern. Die Meinung zu diesen Empfehlungen hier für eure Hausbar fällt (Achtung Spoiler) nur positiv aus. ich habe alle probiert, und egal ob ungewöhnlicher Whisky, spannender Rum, neuinterpretierter Korn, galanter Gin oder auch Edelbrände: empfohlen wird nur, was ich besten Gewissens empfehlen kann – auch, weil die Preise für neugierige Einsteiger und Fortgeschrittene fair sind.
Immer der Nase nach: Ich bin stets auf der Suche nach neuen Spirituosen-Abenteuern – für die brenne ich.
Sobald ich ein neues Match habe, wird das ab sofort ganz oben im Artikel-Up-Date (hcohprozentige Wortwitze sind auch Teil der Hausbar) vorgestellt. Vielleicht ist ja das eine oder andere für eure Vorsätze dabei. Flüssige Inspiration und: Cheers!
Meine Spirituosen-Geheimtipps
Weinbrandlikör Heinrichswerk, Destillerie Heinrich, Ortenau
Smoothes Handwerk, das Spaß im Glas macht – auch für Wein-Einsteiger: der Weinbrandlikör Heinrichswerk von der Destillerie Heinrich.
Wie man Familien-Traditionen interpretiert? Bei uns ist eine durch mein Hobby entstandene: Ich spiele, besonders auf Reisen, immer bisschen Hausbar-Indiana-Jones und suche nach Wein-, Bier-, Edelbrand- und Co-Entdeckungen, die ich dann der Family vorstelle. Direkt für etwas langfristiges abgesegnet wurde dieser Weinbrandlikör vom Rande des Schwarzwaldes. Seit über 150 Jahren wird bei der Destillerei Heinrich in der Ortenau gebrannt, und das schmeckt man.
Zurücklehnen und mit jedem Schluck auf ein gebranntes Wein-Abenteuerchen in den Schwarzwald gehen: Mich hat der Weinbrandlikör Heinrichswerk echt überzeugt.
Ich bin echt kein Fan von Likören – mir oft zu süß und klebrig. Wenn auf dem Heinrichswerk aber was klebt, dann das Etikett Genussabenteuer. Ausgesuchte, vollreife Rieslingtrauben werden nach der Destillation für mindestens 5 Jahre im Fass zur sensorischen Abrundung gelagert und anschließend zum Likör weiterverarbeitet. Sehr classy, geradlinig, nicht zu schwer und hintenraus scheint der Wein beeindruckend durch wie Gandalf beim ersten Licht des fünften Tages in Helms Klamm. Meinen Eltern hat das erste Likör-Date so gefallen, dass direkt eine nächste Flaschenpost geordert wurde. Und die Jury ist mittlerweile echt im besten Sinne anspruchsvoll.
Weinbrandlikör Heinrichswerk, Destillerie Heinrich, Preis: 32 Euro, direkt über heinrichs-destillerie.de
Santa Teresa Rum 1796, Venezuela
Der erste Flirt des Santa Teresa Rum 1796 mit der Nase fällt harmonisch aus. Kein hektischer Aromen-Piraten-Überfall, mehr ein entspannter Tag am Strand. Mich erinnert der Duft an Trockenfrüchte wie Pfirsich oder Banane, Mandeln, Holz, und deutlich Vanille und Karamell.
Auch auf der Zunge springt der Rum nicht wie über die Planke zu wartenden Haien, sondern präsentiert sich gelassen und ausbalanciert. Eine runde Sache, sehr weich, mit Nuancen von Cremigkeit. Auch hier fühlt man sich, als ob die Zunge durch einen Bach von Vanille und Karamell gleitet, dazu setzen Aromen von Mandeln und getrockneten gelben Früchten Akzente. Auch eine Salve Schokolade hat man vor Augen. Bevor der Santa Teresa Rum dann in den Sonnenuntergang segelt, grüßt nochmal eine Runde Gewürze, von Nelke bis Pfeffer. Aber alles sehr ausbalanciert – große Wellen schiebt der Rum nicht. Meine Outfit-Wahl zum Rum war daher auch bewusst gewählt: eine kuschlige Basis wie Teddy-Hoodie oder Woll-Rollkragen, dazu ein Oberteil, das einem bestimmten Geschmacksmuster folgt, dabei aber alles ist, nur nicht kleinkariert.
Kuschelt mit Noten von Frucht, gerösteten Nüssen, cremiger Vanille, Eichenholz, Karamellcreme und eine Spur Kakao: der Santa Teresa Rum 1796.
In der Flasche findet ihr zusammenfassend einen runden, ausgeglichenen Rum aus Venezuela, bei dem man sich entspannt, mit geschlossenen Augen, zurücklehnen kann, und den inneren Genuss-Piraten-Vibe mit gleiten übers Meer auspackt. Wir sprechen hier ganz klar von einem Rum, den man bitte (erstmal) pur trinkt, und nicht in Cola und Co ertränkt. Maximal als Rum Sour – da kommt der Geschmack noch prägend zur Geltung. Der Santa Teresa Rum 1796 ist ein schöner Rum, um auch als Neuling mal zu schauen, was bei dieser Spirituose geschmacklich so geht, ohne Angst haben zu müssen, in zu tiefe Spirituosen-Gewässer zu segeln. Ich persönlich hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Rum bisschen mehr eckig-kantiges Temperament zeigt, aber so einen entspannten Balance-Rum in der Hausbar zu haben, kann dem Nervenkostüm doch auch nicht schaden, oder?
Hier im Blog-Bericht stelle ich euch den Santa Teresa Rum im Tasting ausführlich vor – Klick!
Angel’s Envy im persönlichen Tasting
Whisky gibt es ja in allen Ausdrucksformen: rauchig, sehr torfig, fein, cremig, mit Honignoten oder doch eher Toast, stark, zugänglich – und dann gibt es da noch das Fachgebiet, bei dem viel zusammenkommen muss: die Eleganz. Und ich hab lange nicht mehr so einen eleganten Whisky getrunken, wie den Kentucky Straight Bourbon Finished in Port Wine Barrels von Angel’s Envy. Die Faszination mag auch daher rühren, dass meine Wein-Macke gekitzelt wurde. Denn der Bourbon hatte ein schönes Date mit ehemaligen Portweinfässern. Die stehen bekanntlich dafür, dem Inhalt eine Massage mit Aromen nach Trockenfrüchten zu geben, und ja: Der Angel’s Envy ist „Suits“ abgefüllt in ebenso classy Flaschen.
Erstmal flirtet der Inhalt sehr straight mit der Nase. Der Duft: ungewohnt für einen Whisky. Rotwein trifft Bourbon, mir springen Bilder von einem Designer-Chalet in den Bergen in den Kopf, ein grauer, feiner Anzug, der Stoff gleitet sanft aber mit Struktur durch die Hände, leichtes Feuer im Kamin, auf dem Teller als Vorspeise ein Carpaccio … Gute Spirituosen entführen direkt in einen eigenen Vibe, setzen eine Szenerie auf – und diesem Glas-Charmeur gelingt das vortrefflich. Auch in Drinks – aber dazu gleich mehr.
Anschmiegsamer Gesprächsstoff: der Kentucky Straight Bourbon Finished in Port Wine Barrels.
Der Geschmack zeigt eine klare Linie, ist elegant gewebt, und überzeugt mit feinen fruchtig-schokoladigen Portwein-Twists – die Flügel verleihen.
Im Geschmack tanzen dann getrocknete Früchte von Zitrone bis Pflaume durchs mentale Chalet, bisschen Bitterschokolade hier, bisschen Vanille da, vor allem aber die Anklänge an Wein schimmern immer wieder durch. Der Angel’s Envy aus dem Portweinfass hat eine sehr kultivierte Würze, kommt smooth und mit Zug an, nimmt Tempo auf, lässt sich an den richtigen Stellen Zeit. Würde ich „Suits“ neu drehen, hätte dieser Bourbon einen Stammplatz in der Büro-Hausbar. Und wer eher Lust auf After Work Vibes hat: Ich hab den Whisky in Kombination mit einer feinen Shisha probiert. Da ist mehr Zug als auf manchen Schienen.
Angel’s Envy Finished in Portwine Barrels, Preis: rund 55 Euro, etwa über whic.de
Aberfeldy 15 Finished in Cabernet Sauvignon Wine Casks from Napa Valley
Die Brennerei Aberfeldy ist für ihre süßen und milden Whiskys bekannt. Den Klassiker, der für Einsteiger sehr zu empfehlen ist, hab ich euch hier im Blog-Artikel weiter unten vorgestellt. Mit diesem Flaschen-Flirt gehen wir aber ein paar Etagen höher ins Regal. Aberfeldy setzt die limitierte French Wine Cask Finish Serie mit dieser neuen limitierten Edition fort. Der Clou: Die Aberfeldy Whiskies reifen dabei in ehemaligen Weinfässern aus den besten Weinbau-Regionen der Welt – für Frankreich gab es Editionen mit Fässern aus Côte-Rôtie, Pauillac, Bordeaux und Pomerol, Bordeaux. Da schlägt mein Wein-Macken-Herz direkt höher. Denn natürlich wirken sich die Aromen, die die Fässer weitergeben, geschmacklich auf den Whisky aus. Und zwar so unterschiedlich, dass man das auch als Beginner intensiv schmeckt.
Der im Napa Valley Weinfass gereifte Aberfeldy 15 ist Teil der neuen Aberfeldy Finished in Wine Cask Serie. Die gab es zuvor bereits mit Fässern aus den besten Wein-Regionen Frankreichs.
Der 15-Jährige Aberfeldy Whisky reifte zunächst in wiederbefüllten und wiederaufbereiteten Bourbonfässern und erhielt anschließend ein Finish in Cabernet Sauvignon Weinfässern aus dem Napa Valley, dem Weinbaugebiet in Kalifornien. Ich bin ein großer Fan der Weine von dort, gerade die Pinot Noirs und Cabernets machen mich richtig neugierig. Bisschen elegante O.C California Vibes – aber ich schweife ab.
Der Mix aus sweetem Whisky mit doch ordentlich Charakterstärke und dem ungewohnten Aromen-Anzug vom Wein ist zum Reinkuscheln temperamentvoll elegant.
Das Finish in diesen ehemaligen Cabernet Sauvignon Weinfässern aus dem Napa Valley verleiht dem Whisky noch mehr Komplexität und hüllt die fruchtigen Noten des Aberfeldy in einen noch feineren Dresscode. Der duftet dann irgendwo zwischen blumig und Himbeerkonfitüre, zwischen Zimt, Brombeeren und gemahlenem Kaffee, Noten von Honig vermischen sich mit einer Decke aus feinen, roten Früchten. Wobei man da gefühlt noch mehr Aromen vor Augen hat – je nachdem, was man als Wein-Genießer auch schon probiert hat. Der Mix aus sweetem Whisky mit doch ordentlich Charakterstärke und dem ungewohnten Aromen-Anzug vom Wein ist so spannend, dass man damit Abende und Gespräche füllen kann. Komplex ja, aber mit echter Entdecker-Laune-Garantie.
Aberfeldy 15 Finished in Napa Valley Cask, Preis: rund 60 Euro, etwa über whisky.de
Rauchiger Rabauke mit Herz: Craigellachie 13
Die Craigellachie-Brennerei liegt in Banffshire, im Herzen der schottischen Region Speyside, zwischen Rothes und Dufftown. Das gälische Wort „Craigellachie“ bedeutet „felsiger Hügel“ und daher hat der Whisky auch seinen Namen. Die Brennerei steht allein auf dem Felsen von Craigellachie (dem zerklüfteten Felsen, auf dem das Dorf steht) und überblickt die Zusammenflüsse der Flüsse Fiddich und Spey im Herzen der Speyside.
Klingt schon bisschen wie die Roman-Vorlage zu einer Art Harry-Potter-Krimi – und ähnlich spannnendes liest man auf, wenn man sich Zeit nimmt, und in den Craigellachie 13 Years eintaucht. Mit rund 45 Euro zugegeben schon an der oberen Grenze für Einsteiger, ist dieser Single Malt Scotch aber auf jeden Fall etwas für Neugierige, die die ersten paar Whisky-Schulstunden schon hinter sich haben.
Kommt mir leicht rauen, rauchigen Grüßen aber smoothem Herzen aus der Region Speyside: der Craigellachie 13.
Erstmal gibt es ein Klassenzimmer aus Mandarinen, Äpfeln, Aprikosen, Karamell und feinen Röstnoten auf die Nase. Diese Duftmarken von Mandarine und Feige hat man dann direkt auch auf der Zunge, es bleibt unaufgeregt fruchtig, bevor dann eine Prise Rauch den Unterrichtsraum betritt. Aber nicht streng, sondern unaufgeregt unterhaltsam. Erschließt sich vielleicht nicht sofort – kennt man ja von einigen Schulthemen – aber wenn man sich drauf einlässt, geht es auf kernige Reise.
Craigellachie 13, Preis: rund 45 Euro, etwa über hawesko.de
Smoother Multitalent-Whisky für Einsteiger: Aberfeldy 12 Jahre
Immer wenn in Sätzen ein „Aber“ kommt, signalisiert das, dass die Sache gleich einen Haken bekommt. Im Falle des Aberfeldy 12 Whisky gilt das auch – aber im positiven Sinne: Einsteiger und Neugierige können sowohl hinter Whisky-Entdeckungs-Spaß und besten Multitalent-Eigenschaften für Drinks einen Haken setzen.
Smooth, cozy, aber mit Finesse: der Aberfeldy 12.
In der Nase tanzen ohnehin erstmal Noten von Gewürzen und honigartigen, prallen Früchten. Diese Honignote sorgt für eine schöne Cozyness, ohne dass es kitschig wird, denn die Gewürze melden sich immer wieder zu Wort. Beim Trinken wirkt der erste Schluck dann fast sirupartig, dann flirten Vanille und Karamell um die Wette, bevor der erwähnte Rauch auch noch ein Wörtchen mitreden möchte. Ein sehr smoother und vielseitiger Whisky (ist dadurch ein smarter Buddy für Drinks), der aber seine Kernigkeit behalten hat – ein toller Gesprächsstoff für die kältere Zeit, und eine gute Ausgangsbasis, auf die man dann mit noch kernigeren Whiskys aufbauen kann.
Schönes Detail: Auf der Hülle kann man die wichtigsten Fakten zur Distillery nachlesen.
Noch viel mehr Spannendes zur Destillerie Aberfeldy und rum um den Aberfeldy 12 Years findet ihr im Einzel-Testbericht zum Whisky hier – Klick!
Aberfeldy 12 Years, Preis: rund 35 Euro, etwa über whic.de
Mediterraner Mix-Gin aus Barcelona: Gin Mare
Auf dem Blog hier kommt einiges ins Glas, und so ehrlich kann man sein: Gin und ich, da hat’s bis jetzt nie wirklich gefunkt. Whisky oder Rum, das flirtet grade im Winter mit meiner Hausbar. Im Sommer haben wir aber angefangen, vor dem Wochenend-Wein-Abenteuer doch mal den ein oder anderen Drink auf dem Balkon zu probieren – und dabei auch einem Gin die Chance zu geben, der mir aus meinen bisherigen Erlebnissen als einziger wirklich gut im Gedächtnis geblieben ist: dem Gin Mare.
Mustergültig: Der Gin Mare lässt sich entspannt in Facettenreichen Drinks einsetzen: Von einer Munich Mule Variante oder als Basil Smash.
Auch die Flasche verströmt auf jeden Fall einen charming mediterranen Vibe.
Der Gin Mare aus Barcelona steigt mit mediterranen Vibes auf die Tanzfläche, und hat sich dafür einen aromatischen Botanical-Soundtrack aus Arbequina Oliven, Thymian, Rosmarin, Basilikum, Zitrone, Orangen, Koriander, Wacholderbeeren und grünem Kardamom zusammendestillieren lassen. Quasi: bisschen Küsten-Feeling zum Inhalieren auf Balkonien. Das passiert dann nicht überparfümiert, sondern sehr fein, in ruhigen Nuancen, elegant verpackt. Das kam erfrischend als Munich Mule Variante mit Ginger Beer und Gurke oder einfach auf Eis mit Basilikum-Limonade. Eine gute Hausbar sollte ja auf alle möglichen Gästewünsche vorbereitet sein. Mehr Infos dazu und ein paar Drink-Rezepte zum Ausprobieren findet ihr im Test-Bericht zum Gin Mare – Klick!
Edelgebrannter Obstalat aus Franken
Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen? Pff. Vergleichen ist eh anstrengend. Dann doch lieber als Kompromiss beide mitspielen lassen, in ein süßes Glas geben, und happy Feierabend! Beziehungsweise: Familien-Treffen. Die sind öfter mal ein klarer Fall für was Klares – und beim letzten Mal hab ich diesen edelgebrannten Obstalat aus meiner Hood Franken mitgebracht. Auf gemeinsame Zeit anstoßen ist schon cool, und wenn statt schwammigem Eierlikör was charming-seriöses im Glas ist, macht’s auch Spaß.
Schmeckt nach Picknick unter einer Obstbaum-Wiese: der Obstbrand aus Äpfeln und Birnen der Brennerei Ziegler.
Für eine Flasche Apfel & Birnen-Obstbrand-Bespaßung benötigt das Team der Brennerei Ziegler (seit 1865 werden dort Edeldestillate gebrannt, alle nach dem traditionellen Doppelbrennverfahren hergestellt, und mittlerweile sogar richtig smoothe Whiskies oder Gin, checkt mal das Portfolio hier) ganze 13 Kilo Streuobst. Dafür ist das Ergebnis auch echt schwer in Ordnung. Auch für Nicht-Franken. Riecht und schmeckt nach Picknick unter einer Obstbaum-Wiese, aber nicht kitschig – Leidenschaft kann man nämlich auch geschmackvoll abfüllen. Preis: 0,35 Liter ab 22,90 Euro, direkt über den Onlineshop brennerei-ziegler.de
Beweindruckender Rum aus Kuba
Jede Rum-Sorte des Pacto Navio Blends reift erst einzeln in amerikanischen Weißeichefässern, bevor der Master Blender sie zum romantischen Geschmacks-Kuscheln einlädt.
Kein Geheimnis: Ich liebe Wein. Und besonders im Sommer Drinks mit Rum als Hauptzutat, find ich viel spannender als Gin. Also Moscow Mule mit Rum oder ein Dark’n’Stormy beispielsweise. Was für ein nices Timing, dass jetzt ein Kandidat in meine Hausbar gesegelt ist, der beides verbindet: der Pacto Navio. Den aber würde ich empfehlen pur zu probieren.
Schließlich gibt sich der Maestro del Ron Cubano Mühe, dem Blend aus bis zu zehn Basis-Rumsorten, hergestellt aus kubanischer Zuckerrohrmelasse, einen echten Charakter hinzudestillieren. Jede Rum-Sorte reift erst einzeln in amerikanischen Weißeichefässern, bevor der Master Blender sie zum romantischen Geschmacks-Kuscheln einlädt. Ein Teil dieses Blends wird daraufhin in gebrauchte, aus Bordeaux importierte Sauternes-Weinfässer gefüllt. Sauternes ist ein recht süßer französischer Dessertwein. Das ganze flirtet dann für 3 Monate im Fass, bevor es raus in Richtung eurer Hausbar schippern darf. Segeln triffts auch ganz gut, denn Inspiration für diesen Pacto Navio Rum war die Seefahrts-History, bei der der Rum auf seiner Überfahrt von Kuba nach Frankreich erstmal zufällig in alten französischen Sauternes-Weinfässern reifte. Und zuhause dann alle so: Uhlala. Heute kann man die smoothe Flaschenpost easy bestellen.
Sandstrand trifft französisches Dessert: der Pacto Navio Rum.
Wer unbedingt mixen möchte, kann beispielsweise das folgende Rezept des “El Presidente” probieren.
An welchen Empfänger richtet sich der Pacto Navio? Ein Rum für alle, die sich dem Thema Zuckerrohr-Veredelung mal nähern und ausprobieren möchten, wie vielfältig das im ersten Schritt ohne Cola schmecken kann. Also super für Anfänger – freut euch auf das typisch leicht würzige Rum-Aroma kombiniert mit Aromen von Aprikose und Honig und einer charmanten Süße, dazu bisschen Karamell und Vanille. Kurz: Das Ding ist klasse. Trinken, ca. 10 Sekunden im Mund lassen. Das Würzige krabbelt durch den Rachen an die Seite, dann gleiten ganz cremig kleine Wellen wie ein smoother Weißwein entlang. Sandstrand trifft französisches Dessert. So macht Rum Spaß!
Havana Club Rum Pacto Navio, Preis: rund 40 Euro, etwa über www.rumundco.de
50 Shades of Kartoffel
Was ein Vodka aus Polen und Miraculix miteinander zu tun haben? Erfahrt ihr gleich.
Das Vodka ja sehr flirtfreudig im Umgang mit Mix-Matches ist, kennt man. Die Spirituose lässt sich eigentlich mit fast allem mischen. Ist in vielen Fällen auch nicht verkehrt, weil Geschmack und Geruch der gängigen Massenprodukte oft austauschbar sind. Auf den Gedanken, eine Abfüllung aus dem Supermarktregal pur zu trinken, kommt man meist auch nur ein einziges Mal. Und lernt draus.
Bei diesem Spirituosen-Geheimtipp geh ich aber gerne zum Nachsitzen. Der Vestal Pomorze wird vom Craft-Wodka-Produzenten aus Polen hergestellt. Und dieser Vodka ist ein echter Zaubertrank – nicht nur, weil er aus jung geernteten Asterix-Kartoffeln gewonnen und destilliert wird.
Sehr weich, fein samtig, je länger man trinkt, desto mehr Aromen gibt der Vestal Vodka aus den Asterix-Kartoffeln preis.
Empfohlen und zugänglich gemacht wurde mir der Vestal von Jörg Meyer, dem Bar-Tender-Chef-Guardiola unter den Bar-Tendern. Sheeesh, echte Ehre. Sein Spielplatz sind das Le Lion in Hamburg oder die Münchner The Boilerman Bar im 25hours. Checkt das mal aus! Der Mann muss es wissen, und er hat recht: Den Vestal muss man probieren. Die Macher wollten sich auf das Ursprüngliche konzentrieren, und ähnlich wie beim Wein die Besonderheit der Lage und des Bodens ins Hochprozentige kitzeln.
Und das riecht man sofort. Okay, was man riecht ist, dass es nicht riecht wie erwartet. Mich erinnert es an malzige Blaubeere und samtige Kokosnuss. Jetzt mögt ihr sagen: Was hat der bitte geraucht beim Trinken? Aber der Vestal hat mit dem geläufig ausgeschenkten Vodkas eben nicht viel gemeinsam. Im Mund dann ist er alles – aber nicht scharf. Sehr weich, fein samtig, je länger man trinkt, desto mehr Aromen gibt er preis. Liegt auch daran, dass das Vestal-Team der Abfüllung ordentlich Zeit gibt, zu reifen.
Natürlich kann man den Pomorze mixen, ich hab oben mal einen kleinen Testversuch aufgebaut. Taugt mir auch sehr, insbesondere mit dem Mediterranean Tonic, aber am Ende bleibe ich doch bei pur.
Mich erinnert dieser Spirituosen-Geheimtipp ein bisschen an Pretty Woman: cooler Charakter, der dann noch derbe elegant verpackt wird. Bock auf ein Date?
Vestal Pomorze, Preis: ab rund 36 Euro, etwa über www.uvinum.de/vestal-pomorze
Gewürz-Gentleman
Zum Überschnapsen: Highlight des vergangenen Weihnachtsdinners war ein Exote aus der fränkischen Rhön. Genauer gesagt: ein Ingwergeist aus der Hand von Brennerin und Edelbrandsommelière Franziska Bischof. (die coole Brennerin hab ich euch hier im Portrait vorgestellt) Wie der „Schamane“ schmeckt? Statt der erwarteten Schärfe sagen zum Start Noten von Zitrone und Pfeffer der Nase Hallo. Nach dem ersten Schluck wirds dann warm, fast sogar ein klein wenig süß – der Ingwer tanzt aber geil choreographiert zwischen den flüssigen Zeilen. Pflicht-Schubser in den Einkaufswagen.
Die Brennerin „Ingwergeist – der Schamane„, Preis: 25 Euro, über den Online-Shop unter diebrennerin.de
Waldfruchtlikör vom Whisky-Spezialisten
Mit einem guten Likör hat man in der Hausbar ein Obst im Brett.
Likör? Wirklich? Bist du jetzt ein Softie? Nein. Aber es gibt Likör-Liaisons, denen man mit dem Vergleich der Zuckerpampe-Massenware von der Tankstelle unrecht tut. Weil hinter dem Produkt Menschen stehen, die auf die Sache wirklich Bock haben. Wie Andreas Thümmler. Der hat sich 2012 gedacht: 700 Einwohner? Da ist noch Platz im Ort. Stell ich einfach mal eine Whisky-Destillerie hin. Jetzt ist das unterfränkische Dorf Rüdenau um eine Brennerei nach schottischem Vorbild reicher.
Die produziert unter dem Namen St. Kilian Distillery im Pot Still-Verfahren Whisky Made in Germany – wie den White Dog. Der Single Malt darf sich ohne den Einfluss der Holzfassreife nur halt nicht Whisky nennen darf. Nebenbei ist dieser Spirit die wichtigste Zutat dieses Spirituosen-Geheimtipps: dem Berry Dog. Wau!
Man muss nur der Spur der Beeren folgen.
Motiviertes Baby-Whisky-Destillat trifft Fruchtgeschmack von Himbeeren, Brombeeren, Blaubeeren und Erdbeeren. Voll süß aba! Nix da. Der Inhalt ist zwar easygoing, aber nicht weniger kernig. In dem Sinne: Who let the Berry Dogs out? Woof. Woof.
Berry Dog Likör, Preis: ab 9,90 Euro, über www.stkiliandistillers.com
Swaggy Kräuterlikör aus Bayern
Ich finde ja, man muss nicht jedem Trend hinterherjagen, wer auf mit Leidenschaft und in Handarbeit hergestellten Spirituosen, die mit Massenproduktion soviel zu tun haben wie der FC Bayern mit dem Abstieg, steht, sollte diesen Kandidaten unbedingt ins Visier nehmen. Der Kräuterlikör Bockfieber setzt auf ein Geschmacks-Team aus über 32 verschiedenen Kräutern, darunter Kalmuswurzel, Süßholzwurzel, Lavendelblüte, Orangenschalen, Gewürznelken oder Bitterorange. Warum ich den Likör mit Tropical Vibes fotografiert habe? Bockfieber macht richtig Laune in Drinks – und für die Frühlings-/Sommer-Kollektion in eurer Hausbar richtig nice ist ist neben dem Ginger Bock mit Ginger Bier der Tropical Bock: 5cl Bockfieber, 3cl Gin, 3cl Maracujasaft, mit Eiswürfeln shaken und fertig. Easy, aber Volltreffer. Und ihr braucht keinen Jagdschein.
Hergestellt und abgefüllt wird der Geheimtipp in Hausham am Schliersee in der Lantenhammer Destillerie. Der Inhalt der fancy Flasche riecht wie erwartet nach Kräutern, aber auf eine sehr chillige, „ich-relaxe-am-Badesee“-Art. Wie es schmeckt? Smooth-würzig, die Zunge darf einmal durch die kleine Achterbahn, oder kurz: Bockfieber prickelt länger im Mund als gewisse Biere im Bauchnabel.
Bockfieber, ab 0,35l / 16,90 Euro über den Onlineshop unter bockfieber-shop.de
Uhr: Henri Benett Aerostat 1, Preis: 179 Euro, über www.henribenett.com ; Longsleeve: BSTN x Karrotten, über www.bstnstore.com
Im Kastanienfass gelagerter deutscher Whisky
Bier, Bratwurst, Kloß, Silvaner, passd scho, sagen wir Franken da. Aber: Whisky? Whisky aus dem Taubertal? Passd scho, sage ich nach dem Probieren. Und die zwei unscheinbaren Wörter drücken bei uns höchste Formen von Euphorie und Begeisterung aus, muss man wissen. Der jüngste Hausbar-Neuzugang für die Spirituosen-Geheimtipps 2018 kommt aus Freudenberg am Main. Dort sorgt die Brennerei Ziegler, 1865 gegründet, für Destillationskunst auf höchstem Niveau. Neben Edelbränden aller Art wird in der Brennerei mit ordentlich Holz in der Hütte aber auch richtig gediegener Whisky hergestellt.
Stichwort Holz: Dieser Single Malt Whisky wurde 5 Jahre ausschließlich in Kastanienfässern gelagert. Die Folge: Er wird zum Softie, ohne sein Temperament zu verlieren. Der Aureum 1865 hat eine scharfe Zunge, erinnert mich im Mund aber an einen echt feinen Karamellbonbon. In der Form macht Naschen echt Spaß!
Aureum 1865 Chestnut Cask, Preis: 51,90 Euro, über shop.brennerei-ziegler.de
Spanischer Brandy
Beim Torres 20 Brandy gilt: Nach dem Reissverschlussverfahren einschenken.
Der Weinbrand hat lange geruht, damit ihr es damit ruhig angehen lassen könnt.
Achtung, reserviert! Sollte man diesem Flüssig-Handwerk aus Spanien eigentlich aufs Etikett schreiben. Weil: wie gemacht für die nicht alltäglichen Momente. Der aus den Trauben der Parellada-Reben im doppelten Verfahren in Kupferkesseln gebrannte Brandy ist kein Taff-Beitrag, sondern eine ganze Netflix-Serien-Staffel. Also Zeit nehmen und lassen. Die haben schließlich auch die Meister der Bodega Torres mitgebracht, in gebrauchten französischen Limousineichefässern ruhten die härter als von Dieter Bohlen ausgewählten Destillate zwanzig Jahre, bis die Weißwein-Brände zum Torres 20 Imperial Brandy vereint. werden. Und die Performance? Derbe gut. Die Noten von getrockneten Früchten erwartet man, aber die Kombi hier schüttelt den Obstkorb einmal quer durch und macht länger Freude als ein 3.30min One Hit Wonder.
Torres Brandy 20 Hors d’Age, Preis: 36,90 Euro, etwa über www.rumundco.de
Hochseekorn
Ein Hochseekorn, der leise Wellen schiebt: Das kann man sich mal genüsslich einschenken.
Der Hamburger Korn wird aus norddeutschen Getreide gebrannt und anschließend ein Jahr in Whiskeyfässern aus Eichenholz gelagert.
Dieser Craft Korn hat nix mit Pottkneipe oder Herrengedeck-Klischee zu tun. Korn ist längst im Konzert der Großen angekommen, und auf Cola reagiert der Hochseekorn hier auch allergisch. Das Getreide-Destillat aus Norddeutschland darf zunächst einige Jahre in Whiskyfässern aus Eichenholz Schönheitsschlaf machen – dann geht’s auf Reise. Nicht von der Destillerie in den örtlichen Supermarkt, sondern von Hamburg aus auf einem Frachter quer über Mittelmeer, Afrika, fernen Osten und Amerika zurück nach Elbtown und erst dann direkt in mein oder euer Glas. Wer auf die hochprozentige Reise geht, trifft smoothe Würze, dezentes Holz, Vanille, Welle für Welle Aromen die wieder zeigen, was herauskommt, wenn die Hersteller echt Bock auf ihr Produkt haben
Hochseekorn, Preis: 40 Euro, über brewcomer.com
Champions-League Grappa
Mit diesen zwei Schmuckstücken reist ihr nach Italien. Und jetzt nicht Holzklasse, sondern gefühlt auf der Rückbank eines Maseratis. Jetzt sind Grappa immer Geschmackssache, aber wer neugierig ist oder mutig genug der Spirituose nach einer schlechten Erfahrung (im Lokal um die Ecke oder wegen eines grausligen Gastgeschenkes, O-Ton aus der Familie :D) noch eine Chance zu geben, sollte sich ein Produkt des Weingutes Tenuta San Leonardo in die Hausbar bestellen. Rechts seht ihr den Original „Grappa Bianca“, mindestens 6 Monate im Edelstahlfass gereift, der aus feinstem Merlot- und Cabernet-Trester gewonnen. wird. Herzhaft in der Nase, wird mit jeder Zirkulation weicher und samtig. Und links mein neuer Liebling, der auch die ganze Familie beim Weihnachtsdinner im Sturm erobert hat. Der bernsteinfarbene Straveccia reifte über 5 Jahre in Eichenholzfässern, in denen zuvor der berühmte Signature-Wein des Hauses lagerte.Richtig sanft, smooth, Vanille, Holz, dann wieder Wein. Ein Aromen-Feuerwerk mit Temperament Maserati 0 auf 100, der Andrea Pirlo unter den Grappas. Also: Die besten Freunde schnappen und zusammen probieren!
Grappa Straveccia, Preis: rund 63 Euro und Grappa, Preis: rund 40 Euro, beide von San Leonardo, über belvini.de (hier der Direkt-Link zum weißen Grappa)
Williamsbirne Edelbrand
Einer meiner Favoriten, wenn es um Brände geht: die bayerische Destillerie Lantenhammer.
Geht gefühlt für alle Generationen ins Stamperl: guter Williamsbirnen-Brand.
Edelbrand und fancy – geht das zusammen? Aber safe. Ein Lantenhammer-Brand gehört seit Jahren zur Weihnachtstradition, die Edelbrände finden aber zielsicher jetzt auch ihren Weg in und an die Bar. Da lassen sich richtig nice Drinks daraus zaubern. Vom bayerischen Tegernsee kommt dieser Williamsbirnen-Brand, der ein genau solches Multitalent ist. Was immer die 150 Liter fassende Kupferbrennblase der Schlossbrennerei Tegernsee den destillierten Birnen zuflüstert, sie bringt sie mit einem Charme, auf den Charlie Harper neidisch wäre, dazu, alle Aromen beizusteuern. Und so fühlt ihr euch beim Probieren wie beim Picknick im sommerlichen Obstgarten.
Schlossbrennerei Tegernsee Williamsbrand, Preis: rund 30 Euro, über lantenhammer-shop.de
Wein-Brandy
Diese Spirituose ist ein Weinbrand, gewonnen aus Chianti Classcico-Trauben, bis zu 10 Jahre gereift in verschiedenen Fässern aus Kirsch-, Apfel- oder Birnenholz.
Dieser Geheimtipp für Fans von Cognac oder Brandy ist wirklich schwer zu beschreiben, weil er sich nicht in eine Schublade stecken lassen möchte und nicht muss. Die Spirituose in der edlen Flasche ist ein Weinbrand, gewonnen aus Chianti Classcico-Trauben, bis zu 10 Jahre gereift in verschiedenen Fässern aus Kirsch-, Apfel- oder Birnenholz. Und der schmeckt jetzt wie? Stellt euch einen Tatort vor, bei dem der Täter erst in den letzten Sekunden enthüllt wird. Bis dahin wechseln Spuren und Aromen, gehen zurück an den Anfang, dazwischen überraschende Wendungen. Erst scharf-pfeffrig, dann cremig nach Vanille, Johannisbeere, Wacholder, Nüsse; als ob Thiel und Boerne 90 Minuten im Trussardi-Anzug ermitteln. Für Einsteiger glaube ich etwas schwierig, aber Neugierige und Liebhaber haben hier safe ihre Freude. Aber probiert einfach selbst!
L‘ Arzente del Castello, Castello di Querceto, Preis: rund 35 Euro, etwa über thomas-weinregal.de
Mit Apfelsaft infusionierter Korn
Und noch ein Korn. Der Original Ostholsteiner war mein erster Gedanke für die Liste, aber ganz frisch fürs neue Jahr kam eine neue Korn-Likör-Edition ums Eck, die keine Männersache bleiben muss. Der Geheimtipp aus dem Norden ist ein ein 9-fach filtrierter, handabgefüllter Premium-Doppelkorn aus Weizen, der zum Candle Light-Dinner mit reinem Boskoop-Saft von Äpfeln aus dem Alten Land gebeten wurde. Die sind sponsored by leev, einer Hamburger Saftmanufaktur; abgerundet wird das Match mit einer Spur Bergamotte. Äpfel und Korn? Kenn ich doch – klar, aber jede Apfelkorn-Kombi ist RTL 2-Dorfdisco gegen diese maßgeschneiderte Fruchtexplosion mit der dezenten Korn-Würze. Meine komplette Family war geflasht – und ihr (und eure Gäste) werdet es auch sein.
The OSTHOLSTEINER Apple, Preis: rund 26 Euro, über den The Ostholsteiner Webshop