Michperspektive

Gentlemens Journey look of the day

Instagram, Mode, Beruf: Für mehr Erfolgschancen gängigen Trends und Konventionen nachlaufen oder persönlichen Weg gehen? Ich möchte einfach ich bleiben.



Mehrwert müsse man bieten, um auf Instagram zu funktionieren, hab ich letztens irgendwo gelesen. Ich hab den Verdacht, bildhübsch oder reich zu sein hilft auch, genauso wie ein Fotograf/in als Partner, aber der Schein mag trügen. Was ist eigentlich Mehrwert, und was bedeutet: funktionieren? Wenn es heißt, dass ich nur eine Chance auf Likes habe, wenn ich ab sofort mein ganzes Privatleben in Bewegtbild und Ton festhalte und öffentlich stelle, dann verzichte ich. Ich verzichte auch, ab sofort nur noch bestimmte Posen einzunehmen, nur bestimmte Designer-Klamotten zu kaufen, nur noch auf meine Kalorienzufuhr zu achten und mir einen exklusiven Profi-Haus- und Hof-Fotografen für teures Geld zu kaufen. To be fair: Die Fotografen verdienen ihr Geld. Schließlich machen Sie 90 Prozent der Arbeit, ohne wirklich gewürdigt zu werden. Nur werde ich sicherlich nicht in finanzielles Gefahrenwasser hüpfen, bloss um am Ende drölf Likes oder Follower mehr zu haben. Das Leben in München ist teuer genug.


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Bist das auf den Bildern du? Ich finde: absolut. Es gibt Launen für Sneaker, es gibt Moods für einen Anzug. Und dann gibt es Moods, die einen Anzug fordern. Es so kombinieren, dass man sich dennoch wohlfühlt, kann man aber immer.


Wie ideal sind die neuen „Idealbilder“?

Aber scrollt man mal durch den Vorschlags- oder Inspirationsfeed, sieht man halt auch nur Bilder, die mehr Anzeigenmotiv sind als Schnappschuss. Gleiche Posen, mega professionell, gleiche Outfits. Wie ideal sind denn die dort mehr und mehr verkauften „Idealbilder“ eigentlich? Tu ich mir was Gutes, wenn ich dem als Vorbild nacheifere? Geb ich dann nicht ein Stück meiner Identität auf? Und genau das ist es: Wenn ich diese Motive nachschießen würde, weil es Erfolg suggeriert, wäre ich nicht mehr ich.

Spoiler: Das wird kein Text über sich treu bleiben. Die Phrase dürfen Life-Coaches, Esotherik-Ratgeber oder der Rapper von Nebenan durch die Gegend hauen. Natürlich kann man den einfachen, erfolgsversprechenden Weg gehen. Bloß laufen auf dem dann halt x Kopien in die gleiche Richtung. Wo bleibt da dann noch ein Alleinstellungsmerkmal?


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Schattenkunst. Ich mags, verschiedene Blau- und Schwarztöne zu mixen. Und manchmal ist das auch Farbe genug.


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Ich liebe Details. Deswegen war die durchsichtige Brille eine ebenso schnelle Verliebung wie das blau-verzierte Einstecktuch.


Mitlaufen, hinterherlaufen? Eigenen Weg gehen!

Die Gefahr, für mehr Erfolgschancen Konventionen nachlaufen zu müssen, lauert aber auch außerhalb der Realität verzerrenden App. Im Job, beispielsweise. Natürlich kann delegierte Aufgaben hin- und übernehmen, auch wenn ich eigentlich schon bis oben hin ausgelastet bin, natürlich kann ich zu allen Dingen Ja und Amen sagen, kann Texte auf die sichere Art formulieren. Natürlich kann ich im Vorstellungsgespräch Statements rausballern, mit denen man nirgends aneckt und die alle gern gehörten Stichworte bulshitbingoen oder den extra langen Pulli anziehen, damit man keine Tattoos sieht.

Wo bleibt dann die Persönlichkeit? Wir haben doch alle Macken, Ecken und Kanten, aber genau das macht doch die Person aus. Und genau die will ich einbringen, egal, ob es bei der Arbeit ist, wenn ich Beziehungsratgeber spiele oder für den Blog (und allgemein) Texte und Artikel bastle. Deswegen wird’s hier auch nie eine Story über Fitness-Tees, Daniel Wellington Uhren oder die letzte Verwöhnung in Dubai geben. Ich schreibe und sammle ja meine Hotel– oder Wein-Empfehlungen nicht, weil ich zeigen will, wie geil ichs mir hab gehen lassen – und das dann noch mit Textstücken, die so allgemeingültig sind, dass sie auf jedes Hotel oder Produkt passen würde. Wo ist da denn der Mehrwert, lieber Influencer?

Ich mach das ja (und oft sogar selbst bezahlt), weil ich euch da draußen von dem begeistern möchte, was mich selbst begeistert hat. In meinen Worten, in meinen Bildern. Weil ich ja mit meiner Meinung dahinterstehe.


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Schon strange. In einem Suit hat man echt sofort eine bessere Haltung. Und den Drang, eine Zuknöpf-Pose zu machen. Furchtbar.


„Changed to stay the Same“

Natürlich bedeutet man selbst bleiben nicht, sich zu verändern. Ich hab Fehler gemacht und daraus gelernt – da bin ich auch froh drüber. Auf die Fresse fliegen hilft halt leider echt auch mal weiter. Man sollte sich nur niemals verstellen.


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Hat was von 4 Blocks. Fehlt mir nur noch ein passendes Auto.


Mit dem Trend gehen oder nicht?

Wie viel von dem Outfit auf den Bildern hier jetzt ich bin? Keine Ahnung, ich habs an dem Tag einfach hart gefühlt. Mal Sneaker gegen Dressshoes tauschen, mal wieder dem Sakko Hallo sagen. Trägt man den Mantel so? War das Trend dieses Jahr? (*Wendlervoice): Egal! Ich hatte einfach Bock, mal Vibes aus der Al Capone Zeit auszuprobieren.

Und das finde ich wichtig: einfach mal probieren. Man ist danach schlauer, wirft eventuelle Vorurteile gegen Kleidungsstücke wie einen Rollkragen über Bord und wer weiß, vielleicht taugen ja in 5 Jahren Dinge, die jetzt nicht in den Einkaufskorb wandern würden. Und ja: Outfits können mal anecken, weil sie nicht bestimmen Konventionen entsprechen. Ja, Looks können schiefgehen, aber: who cares. Wenn ein Outfit mich trägt, mach ich eh was falsch. Ich trage die Sachen, ob Jogginghose oder Hemd, on Mantel, Sonnenbrille oder Schal, und ich trags mit meiner Persönlichkeit. Und das ist mir dann echt Mehr Wert als vorgeschriebene Trends, idealisierte Instagram-Vorgaben oder ein dickes Logo.


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