Was gehört zum Inventar eines coolen Hotels und macht diese coole Location noch einen Schluck cooler? Richtig: eine Hotel-Bar. Oder einfach: Bar. Denn oft kommt die Kommunikation außerhalb der Hotel-Türen gar nicht an, dass man auch ohne gleich ein Zimmer zu buchen dort Platz nehmen und auf Drink-Reise gehen kann. Wenn sich hinterher dann doch Argumente für ein Zimmer ergeben, umso besser, oder? Das hat dann schnell mal mit Vorurteilen zu tun, man denkt an Klischees, oder die Architektur ist leider so gewählt, dass die Bar nicht eigenständig wirkt, sondern sich der Bereich eher verschwimmend im Gebäude auflöst. Gedanken, die man auch bei der Juliet Rose Bar in München haben könnte. Wohlgemerkt Konjunktiv, denn ich bin der Auffassung, dass man sich immer erstmal persönlich eine Meinung einholen sollte, bevor man sich seine bildet. Und natürlich: Auf dem Papier ist die Juliet Rose Bar Teil des Gebäudes, in dem das Hilton München City Hotel am Rosenheimer Platz residiert.
Auf dem Papier bin ich auch ein klassischer Lifestyleblogger, nur ich suche mir halt meinen eigenen Zugang zu Themen, die ich vorstelle. Stichwort Zugang: Für solch einen eigenen individuellen hat sich auch das Team der Juliet Rose Bar entschieden – in beiderlei Hinsicht. Es gibt einen separaten Eingang, eine räumliche Abtrennung und ein eigenes Konzept, man möchte bewusst auch eigenständig agieren. Ein mutiger aber smarter Weg, und den hab ich mir mal persönlich angeschaut. Und weil niemand trockene Themen mag, musste ich natürlich auch praxisnah an der Theke recherchieren.
Blick von innen auf die Rückseite der Juliet Rose Bar. In den Gefäßen im Hintergrund setzt das Team eigene Infusionen für Drinks an.
Schönes Detail: die Spiegel an der Decke. So sieht man die Zubereitung und seine Drinks aus mehreren Perspektiven.
Im Zentrum der Drink-Location steht die Bar-Theke in Form eines eckigen U, an der rückseitigen offenen Stelle steht ein Regal, gefüllt mit eleganten gläsernen Karaffen und Gefäßen. In denen werden eigene Infusionen und Botanicals gelagert, mit denen die Drink-Kreationen verfeinert werden. Mir gefällt die Architektur in schwarz, weiß und gold, fancy Marmor in schwarz-weiß trifft auf monochrome, leise Flächen, Details wie smart gesetzte Spiegel sorgen für ein elegantes, aber angenehm offenes und nicht in Swag erdrückendes Ambiente. Von der Bar ausgehend sind dann die Sitzbereiche angelegt. Keine Sorge: auch der hinterste Platz ist keine Wanderung von Nachschub entfernt, die Bar bietet ausreichend Platz, ohne sich dabei zu verlieren. To be fair: Natürlich merkt man, dass in den Räumlichkeiten jetzt nicht alle gestalterischen Moves drin waren, um sich komplett eigenständig zu fühlen und etwas Hotel-Duft schwebt noch durch die Luft, aber im Rahmen des Möglichen hat man hier echt tolle Akzente gesetzt. Dass hinter dem Ganzen ein durchdachtes Konzept steckt, spürt man aber sofort. Und das solch ein Konzept stehen muss, bevor man den Zusatz Hotel aus den Köpfen der Bar-Besucher streichen möchte, war für Sebastian Lumpe, General Manager der Bar, der erste Gedanke: „Die Juliet Rose Bar ist ja noch recht jung. Ich habe damals vor ein paar Jahren, als die Idee angezapft wurde, dieses Projekt zu starten, gesagt: Das machen wir nicht alleine. Lasst uns Hilfe holen. Wenn all in, dann richtig. Ich schätze Stefan Hinz sehr, er ist ein Multitalent, wenn es um Drinks und Bars geht, und hat mit seiner Agentur Cocktailkunst einfach genau die Expertise, so ein schlüssiges und dann flüssiges Konzept auf die Beine zu stellen. Und das, das wir uns ausgesucht haben, hat eben genau diesen roten Faden, den wir uns gewünscht hatten.“
Das Interior an der Bar ist in schwarz, weiß und gold gehalten – ein sehr nicer gestalterischer Dresscode.
Vom Herr der Rosen zur Bar-Idee
Wenn mir in Sachen Bar jemand ohne Klischee etwas durch die Blume sagen darf, dann ist das im besten Sinne des Wortes Sebastian. Denn eine Königin unter den Blumen legt den roten Teppich für die Bar-Karte aus – in vier Facetten: „Rosenheimer Platz und Rose liegt ja schon sehr nahe. Wir sind bei Nachforschungen über verschiedenste Rosenarten auf David Austin gestoßen, einen leider vor einigen Jahren verstorbenen Rosenzüchter. Der hat seine ganze Energie und Leidenschaft in die Züchtung und Pflege einer bestimmten Art gesteckt: der Sweet Juliet. Es sollte die perfekte Rose werden, und damit war die Brücke zu unserer Location gespannt. So steht also die stattliche Rose im Mittelpunkt des Barkonzepts. Die Drinks und Speisen wurden in vier botanische Elemente nach dem Motto „from root to fruit“, also von der Wurzel bis zur Frucht, ähnlich wie dem Nose to Tail Trend beim Kochen, unterteilt: Holzig, pflanzlich, blumig und fruchtig – jedes Element gibt den Drinks und Speisen eine einzigartige Note.“
Auf der Karte kann sich dann jeder Gast etwas aus der Richtung aussuchen, die am besten zu ihm passt. Logo, dass man keine Scheu haben muss, sich beim Barpersonal beraten zu lassen. Fragen ist kein Zeichen von Schwäche oder Unwissen, man darf seiner Neugier ruhig freien Lauf lassen, schließlich schickt sich so eine Bar ja an, hinter der Bar ausreichend geschultes Handwerkswissen zu versammeln. Und möchte dieses Wissen gerne teilen, sofern es die Auslastung dann entsprechend zulässt. Aber eine Bar ist eben auch ein Abenteuerspielplatz, um sich mal auf Reisen nehmen zu lassen, daher einfach mal höflich und interessiert kommunizieren. Wenn man die schnelle Abfüllung sucht, kann man sich in Bahnhofsnähe einen dieser bunten Drinks mit Obst und Schirmchen zusammenrühren lassen. Aber zurück zum seriösen und bewussten Genuss, denn dem hab ich mich mit dem Blog ja gewidmet. Und wie schmeckt dann das Konzept der vier Rosen-Elemente? Wählen kann man beispielsweise aus Woody klassisch kräftige Drinks wie dem Salt B (Brandy | DOM Bénédictine | Scotch | Bitters | Salt ) oder dem The Beetle (Vodka | Beetroot | Porcini | Sour or Straight). Team Herbal beinhaltet herb kräuterige Drinks wie den TMT (Gin | Lemon Balm | Lemon | Green Apple), Team Floral eher blumige wie unter anderem den Rosella (Sweet Vermouth | Hibiscus | Honey | Pink Grapefruit | Tonic) und unter Fruity findet ihr zum Beispiel den Finding Monsieur Bananier (Cognac | Banana | Orange | Lime | Buttermilk).
Der Bezug zur Rose findet sich nicht nur teilweise in der Farbe des Drinks, sondern etwa auch in den grafischen Untersetzern.
So unaufgeregt elegant wie der Mix von Zweireiher und Tshirt sind auch die Drinks.
Auch bei den Gläsern erhalten viele Drinks jeweils einen eigenen Dresscode.
Drinkappetit
Wer zum Afterwork Drink aufbrechen möchte, und vorher keine Zeit findet, noch einen Happen zu essen, muss sich keine Sorgen machen. Die Juliet Rose Bar hat auch eine kleine, feine Foodkarte mit, to be fair, durchaus Münchner Preisen. Es gibt Snacks wie Taggiasca Oliven und Parmaschinken, Ceasar Salat, Linguine mit Rinderfiletspitzen oder Prime Beef Burger, die Karte wechselt auch in unregelmäßigen Abständen. Hier gilt wie an der Bar: kreativ bleiben. Aber: das Preis-Leistungsverhältnis ist fair.
Ja, schmeckt so appetitlich wie es aussieht: das Bar Food.
Ob Fleisch oder hier Fisch wie der Lachs: die Gerichte sind nicht unbedingt günstig, aber echt auf den Punkt.
Fokus auf das Produkt, nicht auf Effekthascherei
Wer wie ich immer mehr Spaß daran findet, bewusster zu genießen – also drauf zu schauen, wo Dinge herkommen, wie sie verarbeitet werden, wie sie kombiniert werden, der darf auf jeden Fall mal einen Blick in die Juliet Rose Bar werfen. Denn wie Sebastian unterstreicht, steht hier klar das Produkt, sprich die jeweilige Spirituose, aber auch die verwendeten eigens angelegten Infusionen, Liköre und sonstige Zutaten, im Mittelpunkt. „Hinter der Bar befindet sich ja der Bereich, den wir Labor getauft haben. Dort werden dann die Mazerate und Spirituosen-Fusionen hergestellt. Wir wollen unsere eigene Drink-DNA entwickeln und einfließen lassen. Wir haben Drink-Kreationen entwickelt, die kurz unter einer Glasglocke angeräuchert werden. Wichtig ist nur, in dieser Strömung aus „Höher, besser, weiter, noch extremer, noch auffälliger“ seinen Fokus nicht zu verlieren. Natürlich gehen wir den Weg ein Stück weit mit, möchten natürlich auch die ein oder andere spektakuläre Duftnote ins Glas setzen, aber man darf sich auf dieser Reise nicht verlieren. Wenn das so vollgepackte Kreationen werden, dass man die einzelnen Zutaten, die die Idee des Drinks ausmachen, gar nicht mehr als solche wahrnimmt, ist niemandem geholfen. Wenn man eine Garnitur ergänzt, sollte die auch zum Geschmackserlebnis beitragen und nicht nur der Farbe wegen als Deko dazugeworfen werden.“ Für Sebastian ist aber noch ein anderer Mix spielentscheidend: die Balance aus Zutaten und Aufwand: „Ich sage immer wieder zu meinen Leuten im Team – eure Kreativität in allen Ehren, aber bedenkt bitte immer, wir müssen das auch entsprechend zeitnah an den Gast schicken können. Ein kreativer Drink mit den abgefahrensten Zutaten ist schön, klar, aber der muss eben auch hundertmal reproduzierbar sein an so einem Abend. Der muss flüssig von der Hand gehen. Wenn dafür Handschritte nötig sind, die zeitintensiv sind, dann kann das eben auch in einem Geschäft, in dem schnell geschickt werden muss, für Verzögerung sorgen.“
Ich finde, dass es absolut legitim ist, in einer Bar, die für Handwerk steht, auch mal ein paar Minuten zu warten. Es geht ja nicht um Druckbetankung, sondern um den Genuss. Aber Sebastian hat Recht, am Ende gilt es eben, eine gute Balance zu finden. Wer bewusst genießt, ist sich auch bewusst, dass manche Schritte eben einen Tick mehr Zeit benötigen – dafür bleibt das, was am Ende serviert wird, auch länger in Erinnerung. So lange, bis man dringend wieder eine flüssige Gedächtnis-Auffrischung benötigt. Und wenn ich so darüber nachdenke, wäre die hier so langsam doch wieder nötig. Mal so durch die Blume gesprochen.
Eine Bar, die auf Handwerk und schicken Interior-Dresscode setzt: Juliet Rose füttert kreativ Einsteiger und Fortgeschrittene, man sollte nur einfach ein wenig Budget einplanen.
Juliet Rose Bar: die Infos
Wo? Rosenheimer Str. 15, 81667 München | Wann? Öffnungszeiten: Montag – Sonntag, 17 – 22 Uhr. Noch mehr Infos zum Konzept und natürlich einen Blick auf die Barkarte inklusive Appetizer findet ihr hier – klick.