Weingut to know: Toskana-Verliebung mit Graf Toggenburg Weine

Graf Toggenburg Weine, Graf Toggenburg wines, Poggio Rozzi

Im Wein-Glas auf Reisen gehen: Die Taktik des Weinguts Graf Toggenburg ist, durch respektvollen Umgang mit der Natur den Charakter des Chianti-Gebietes mit eleganten Toskana-Vibes in die Flasche zu bringen. Warum ihr das charming Weingut kennenlernen solltet und warum die fünf Weine jedes Entkorkungs-Abenteuer wert sind, lest ihr hier.

Verliebung auf den ersten Blick kennt ihr sicherlich. Bei Wein passiert mir ab und an Verliebung auf den ersten Schluck. Und das ist ja fast noch romantischer, weil man sich direkt in die inneren Werte verknallt. Jetzt muss man sagen: Die Flasche des Weins Luogotenente vom Weingut Graf Toggenburg war vor vier Jahren schon vom Etiketten-Dresscode ein Hingucker. Jetzt hab ich die Erinnerungen neu angeheizt und einen lange überfälligen Schritt gemacht: Auch mit den anderen Weinen des Guts auf ein Date zu gehen.


Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi

Das Weingut Poggio Rozzi erstreckt sich auf einer Fläche von zirka 22 Hektar, davon 9 Hektar Weinanbaugebiet. Nach behutsamer Weiterentwicklung produziert Eberhard Graf Toggenburg heute dort inmitten des Chianti-Gebietes insgesamt fünf toskanische Weine. Jeder einzelne trägt dabei ein Stück Familiengeschichte in die Welt und ehrt die starken Persönlichkeiten, die dahinterstehen. Was das Weingut und deren Idee auszeichnet, lest ihr im Interview – und dazu natürlich ausführlich getestet und beschrieben, warum ihr die Weine unbedingt probieren solltet.



Graf Toggenburg und Poggio Rozzi: respektvoller Umgang mit der Natur

2004 erwarb Graf Eberhard Toggenburg aus Südtirol das Weingut Poggio Rozzi in der Toskana aus Liebe und Begeisterung für das wunderbare Land. Sein Vater, Graf Ulrich, führt das Gut in Südtirol und Graf Eberhard das Weingut Poggio Rozzi. Beide Güter folgen der nachhaltigen Familienphilosophie. Schon immer war Graf Eberhard überzeugt, dass die Arbeit an Land und Boden allem zugrunde liegt und nicht hoch genug bewertet werden kann. Die Philosophie: ein respektvoller Umgang mit der Natur. Behutsam wurde Schritt für Schritt erneuert, wobei viel Wert auf die Erhaltung der Kultur und Tradition des Chianti-Gebietes gelegt wurde.

Der Sangiovese spielt die Hauptrolle für das Weingut Toggenburg. Diese Traube findet im Chianti-Gebiet die besten Voraussetzungen vor, um ausgezeichnete Weine mit Kraft und Identität auszubilden. Diese Rebsorte wird auf rund 22 Hektar Weinbergen angebaut, malerisch inmitten von Olivenhainen, Wäldern, Hecken und Wiesen gelegen. Bilderbuch-Kulisse für Bilderbuch-Weine? Dabei helfen ein reiches Ökosystem, ein gutes Mikroklima und besonders gehaltvolle Böden.



Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi

Versprüht schon charming Toskana-Vibes: das Weingut Poggio Rozzi.


Tradition, Zukunftsgewandt, Respektvoll.

Toskana abseits des Mainstreams. Traditionelle Toskana mit einem Augenzwinkern. Trinkfreudige Weine. Unkomplizierte, aber nicht anspruchslose Weine. Die Weine sollen Charaktertypen sein, die sich aber zugänglich, elegant, fruchtig und harmonisch präsentieren. Rotweine, die auf die Zugabe von internationalen Rebsorten wie Merlot oder Cabernet verzichten, um durch die Verwendung von autochthonen Rebsorten die bestmögliche Ausprägung des Terroirs in den Weinen zu erreichen.

Durch die sehr vielfältige Landschaft und den kontinuierlichen Wechsel von Kulturgrund wie Olivenhainen, Weinbergen, Weiden und von Wald und Macchia gibt es eine hohe Biodiversität. Tiefgründige lehmig tonige Böden ermöglichen reichhaltige, intensive Weine und garantieren den Weinstöcken auch in trockenen Jahren eine gleichmäßige Wasserversorgung. Verschiedene Ausrichtungen und Bodentypen ermöglichen außerdem noch ganz unterschiedliche Ausprägungen der verschiedenen Sorten und so schon eine klare Differenzierung im Weinberg welche Trauben für welchen Wein geeignet sind.


Immer der eigenen Nase nach: Graf Eberhard Toggenburg beweist bei der Qualitätskontrolle den richtigen Riecher.

Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi

Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi

Malerisch inmitten von Olivenhainen, Wäldern, Hecken und Wiesen gelegen dürfen die Weine aufwachsen.


Da ist meine klare Empfehlung der Alano. Er ist im besten Sinn ein einfacher Wein. Ein guter Begleiter zu verschiedensten Anlässen, den man sich nicht erarbeiten muss, Fruchtig, frisch und saftig passt er zu verschiedensten Speisen und ist auch allein zu trinken herrlich. Er hat Kraft und Struktur, aber wirkt nicht aufdringlich. Ein guter Einstiegswein – im Alano zeigt sich ganz klar unser Zugang zu Weinen: Geradlinig, elegant, charakterstark aber nicht aufdringlich.

Da fällt mir spontan Two Lanes ein. Deren Songs haben auch Kraft, Melodie, Vielschichtigkeit und eignen sich sowohl als Begleitung zu verschiedenen Anlässen als auch allein gehört.

Das begann für mich so richtig eigentlich tatsächlich durch meine Arbeit in Poggio Rozzi. Ich habe vorher gern Wein getrunken und mich auch dafür interessiert, aber so richtig hat es mich eigentlich erst erwischt, als ich die erste Lese in Poggio Rozzi eingefahren habe nach einem Jahr voller neuer Erfahrungen, Eindrücke und Herausforderungen. Ich bin ja wirklich bei 0 gestartet und dann waren da die ersten selbst erwirtschafteten und gelesenen Trauben, die wir dann im Keller zu unserem ersten Wein verarbeiten durften. Das war schon ein Wunder und das ist seit damals für mich immer so geblieben.

Es gibt ständig neue Herausforderungen. Kein Jahr gleicht dem anderen und man muss mit viel Gefühl die jeweilige Welle surfen. Ruckartige, nicht nachhaltige Maßnahmen werfen einen um. Viel Feingefühl, Offenheit und Weitsicht lassen uns kontinuierlich dazulernen und weiterkommen und so auch relativ gut durch so schwierige Jahre wie 2023 kommen.


Das Credo der Toggenburg-Weine: Handwerk, das man auch im Glas schmeckt.

Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi


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Graf Toggenburg „Alano“


Graf Toggenburg Alano, Graf Toggenburg Weine, Graf Toggenburg wines, Poggio Rozzi

Musterbeispiel für einen treuen Alltagsbegleiter: Der Rotwein Alano mit classy Doggen-Etikett.


Alano ist eine Cuvée aus Sangiovese, Canaiolo, Colorino. Mit rund 10 Euro der Einstieg in den Toskana-Toggenburg-Soundtrack, und gleich ein Wein mit Wau-Effekt – nicht nur wegen des charming Doggen-Etiketts. Ein Tier, das neben Kraft auch für sanften, zugänglichen Charakter bekannt ist, und damit den classy Obstsalat schon gut trifft. Sozusagen Sinnbild für einen klassischen toskanischen Rotwein, ein Sangiovese, der mit seinem sympathischen und unkomplizierten Wesen überzeugt. Dieser Sangiovese Cuvee wächst in den kühlen Hanglagen der Weinberge Vigna della Casa, Vigna del Virginio und Vigno del Cipresso mit sehr unterschiedlichen Ausrichtungen und auf vielfältigen Böden. Die Trauben werden von Hand gelesen und schonend verarbeitet. Die Gärung erfolgt mit Reinzuchthefen bei kontrollierter Temperatur in Stahl- und Betontanks. Der biologische Säureabbau entsteht teilweise während der Gärung oder unmittelbar danach. Verfeinert wird dieser Rotwein durch eine kurze Lagerung von ca. 3 Monaten in Barrique- und Tonneau-Fässern.


Sowohl Tier als auch Wein zeichnet neben Kraft auch ein sanfter, zugänglicher Charakter aus.

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Der erste Zug der Nase setzt einen sofort ins Abteil Richtung Toskana, in der Ferne eine leichte Würze, straffe und feine rote Früchte, die Sonne geht unter, und der Alano ist sofort präsent. Ultra seidig, elegant, nonchalant eingewobene dunkle Früchte. Ganz clean auf der Zunge. Die Säure tänzelt eher im Schmetterlingsmodus bisschen umeinander, danach erinnert mich das an eine saftige Brombeer–Johannisbeer-Schorle mit Prise Gewürzen. Oder kurz: super drinky. Mit jeder Sekunde wird es saftiger, zügiger.


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Ultra seidig, elegant, nonchalant eingewobene dunkle Früchte – der Alano versprüht sofort Toskana-Laune.


Im Fußball würde man sagen: klare Taktik, klare Handschrift – einfach offensiv nach vorne, die Pressing Linie schiebt sehr hoch, verteidigt wird nicht, rein in Strafraum und Abschluss. Trinkwiderstand zwecklos. Ein Wein, der die Richtung vorgibt: Ein sehr eleganter Wein, nicht laut, eher subtil, sondern der mit Details punktet – sehr viel Toskana für das Geld.

Graf Toggenburg Alano, Preis: 9,75 Euro, über www.toggenburg.it/shop



Graf Toggenburg „Idda“


Graf Toggenburg Idda, Graf Toggenburg Weine, Graf Toggenburg wines, Poggio Rozzi

Ein Weißwein aus Merlot? Mit dem Idda kann man die unbekannte Seite einer bekannten Rebsorte entdecken.


Dieser Wein ist ein Zeichen, dass man auf sein Bauchgefühl hören sollte – und ein bisschen Geduld sich auszahlt. Fast hätte sich Eberhard Graf Toggenburg vom Merlot getrennt, oder die Sorte aufgegeben, als er mit seiner Wein-Journey im Poggio Rozzi startete. Doch dann entdeckte er die weiße Seite der roten Sorte und widmete diesen Weißwein einer besonderen Frau, seiner Vorfahrin, der heiligen Idda von Toggenburg. Ein Wein, den das Weingut selbst als unkonventionell bezeichnet – und Weine mit Ecken und Kanten machen mich ja immer neugierig. Da ist mehr zu entdecken als bei weichgespülten Massenweinen. Ein Merlot in weiß war mir nicht bekannt bis zu diesem Tasting-Abenteuer, und die unbekannte Seite einer bekannten Rebsorte zu entdecken, ist eines dieser Erlebnisse, die das Abenteuer Wein für mich ausmachen.

Idda wächst auf einem nach Osten abfallenden Hang, der Vigna del Virginio als roter Merlot auf. Der Boden: vornehmlich lehmig-tonig mit einzelnen, steinreichen Ablagerungen. Im Zusammenspiel mit der nicht so sonnenexponierten Lage ermöglicht es, frisch-fruchtige Noten in diesen toskanischen Weißwein zu bekommen. Nur wie switcht jetzt dieser Rotwein in den weißen Dresscode? Die Trauben werden dafür behutsam von Hand gelesen, sofort gekühlt und schonend gepresst. So entsteht aus den roten Merlot-Trauben ein nahezu farbloser Most, der im Stahltank bei kontrollierter Temperatur langsam gärt.


Unkonventionell, aber genau deswegen spannend: Idda ist eine elegante, feine Glas-Reise.

Graf Toggenburg Idda, Graf Toggenburg Weine, Graf Toggenburg wines, Poggio Rozzi

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Graf Toggenburg Idda: Ein schmelziger Weißwein mit Charakter, ausbalancierter Mineralität und Würze.


Wie das schmeckt? Erstmal wie ein kleiner hefiger, bananiger Aromen-Schmetterlings-Schwarm, der aus Morgentau aufwacht. Sehr kühler Duft, leichte Flügelschläge aus dem gelben Obstkorb. Bisschen wie Pfirsicheis aus dem Kühlschrank – ungewohnt, aber genau das macht neugierig auf den ersten und nächsten Schluck.  

Das erste Zungen-Date kommt sehr leicht und elegant, aber schon saftig. Der fast schüchterne Geruch täuscht – hier flirtet ein cremiger Weißwein mit ordentlich Zug ins Glas. Idda hat Charakter, Tiefgang, eine leichte Würze, und lässt beim dahinschmelzen ins Glas mich dahinschmelzen, weil es erstmal in keine bekannte Schublade passt. Ja, darauf muss man sich einlassen, aber ich persönlich will nach jedem Schluck mehr aus diesem gelbfruchtigen eisig-geschmolzenem Obstalat-Parfait, mit dem man sich schon direkt am Pool des Weinguts sieht. Erinnert an einen feinen Chardonnay, wirklich galant, und für den Preis ein mehr als fair bepreistes Glas-Abenteuer made in italy.

Graf Toggenburg Idda, Preis: 13,50 Euro, über www.toggenburg.it/shop



Graf Toggenburg Interview, Teil 2


Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi

Wein-Magie: Der Ausnahme-Rotwein Eccellenza schmeckt echt hypnotisierend.


Rotwein macht so faszinierend, dass es DEN Rotwein nicht gibt. Selbst Weine aus derselben Region und denselben Trauben gemacht tragen immer die Handschrift des Weinberges in dem sie gewachsen sind und der Leute, die sie behutsam im Wandel zu Wein begleitet haben. Am Ende ist es ein Produkt, dass zu 90% pure Leidenschaft ist und zu nur 10% ein alkoholisches Getränk.

Eccellenza ist der ideale Wein, um einen gelungenen Tag perfekt ausklingen zu lassen. Am Besten genossen nach einem schönen Essen für sich allein. Der italienische Ausdruck „vino da meditazione“ trifft’s perfekt. Idealerweise öffnet man die Flasche 2 Stunden zuvor. Sollte man vor haben, die Flasche am selben Abend auszutrinken, kann man auch einen Dekanter verwenden. Ansonsten bietet sich Eccellenza auch an über mehrere Abende hinweg genossen zu werden. Es eröffnen sich einem bei jedem Kosten neue Geschmackswelten. In der Nase haben wir: Kirschen, Brombeeren, Datteln, Dörrpflaumen, Feigen. Bitterschokolade, Kakao, Caramel, Salbei, Baldrian. Am Gaumen: dezente Süsse, Zwetschge, Caramel, Schokolade, präsente Tannine, feine Gerbstoffe, frische Säure. Diese ist es unter anderem, die den Eccellenza trotz alles Vielschichtigkeit und Konzentration in gewisser Weise frisch bleiben lässt und nicht zu pastös. Diese Gleichgewicht erreichen wir durch die einzigartige Kombination von Sangiovese, Canaiolo und Sagrantino Trauben, welche wir 1-2 Monate trocknen.

Ulrico. Schon allein vom Namen und seiner Geschichte her. Den Wein habe ich ja meinem Vater Ulrich Toggenburg gewidmet. Ein eleganter, harmonischer, reinsortiger Sangiovese, der die typischen Sangiovese Tugenden bietet aber ohne übertriebene Ecken und Kanten.

Idda zum Apero, Ulrico zum Hauptgang und ein Glas Eccellenza zur Abrundung. Was kann da noch schiefgehen…


Einer meiner Rotwein-Favoriten: der Luogotenente.

Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi


Graf Toggenburg „Ulrico“


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Toskana-Wein, der sich auf Tradition besinnt aber den Blick in die Moderne wagt: der Rotwein Ulrico von Graf Toggenburg.


Im Jahr 2004 entdeckte und erwarb Ulrich Graf Toggenburg, Vater von Graf Eberhard, das Weingut Poggio Rozzi. Der reine Sangiovese Ulrico ist eine Hommage an ihn und das Bewusstsein, die Familientradition zu pflegen, sich der Zukunft und neuen Herausforderungen aber nie zu verschließen. Auch hier vorweg: Für rund 18 Euro entkorkt ihr hier einen handwerklich fein geschneiderten Genuss-Urlaub in der Toskana, der seinen Preis mehr als wert ist.

Die Trauben für den Ulrico kommen aus den höheren Lagen des Weingutes. Die Vigna del Poggino und die höher gelegenen Teile der Vigna della Casa und der Vigna del Cimitero bringen auf teilweise sehr unterschiedlichen Böden vielfältige und gehaltvolle Trauben hervor. Diese Trauben werden von Hand gelesen und dann extrem schonend verarbeitet. Die Gärung erfolgt bei kontrollierter Temperatur in Stahl-, bzw. Betontanks. Der biologische Säureabbau entsteht teilweise während der Gärung oder unmittelbar danach. Verfeinert wird der Chianti DOCG durch eine Lagerung von mindestens 8 Monaten in Tonneau-Fässern. Nach der Abfüllung reift der Wein auch noch für mindestens ein Jahr in der Flasche.


Das Etikett mit Charakter hält auch drinnen, was es draußen verspricht.

Graf Toggenburg Ulrico, Graf Toggenburg Weine, Graf Toggenburg wines, Poggio Rozzi

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Ulrico – ein Rotwein mit viel Charakter, der entdeckt werden möchte, dabei aber beschwingt leichtgängig daherkommt.


Der erste Atemzug Ulrico beamt mich sofort an einen Pool, vor mir baut sich die hügelige Toskana-Landschaft auf, Sonne kitzelt auf der Stirn, und ein eleganter roter Sportwagen mit einer Kiste dunkler Früchte auf dem Beifahrersitz cruist an mir vorbei, aus dem Auspuff ein kleiner Gewürzstreuer-Nebel. Der Duft: ausgeglichen, fein, klare Struktur, einladend. Dann der erste Schluck – und man wird in den imaginären Fahrersitz gepresst. Wow. Wie feiner Kirsch-Johannisbeere-Brombeere-Saft, saftig mit Zug, aber sehr kühl und elegant, erinnert mich an das leicht schwappende Wasser im Pool, auf dem Sonnenstrahlen glänzen. Man möchte direkt tief und tiefer in diese rote Verführung eintauchen.

Im zweiten Schluck wird die Glas-Reise breiter, tiefer, umfassender, taut auf, gibt mehr Preis. Leicht marmeladiger Antrunk, Würze möchte auch mit auf die Tanzfläche, Vanille, Erdbeere, Himbeere springen ums DJ-Pult – macht gute Laune, ohne zu schwer zu sein. Kurz: Ein Rotwein mit viel Charakter, der entdeckt werden möchte, der aber dabei beschwingt leichtgängig daherkommt. Ein Wein ohne Allüren, der nicht laut schreit, sondern erstmal abliefert, und schlagfertig kontert.

Graf Toggenburg Ulrico, Preis: 17,90 Euro, über www.toggenburg.it/shop



Graf Toggenburg „Luogotenente“


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Auf allen Ebenen perfekt durchgemustert: der Luogotenente von Graf Toggenburg ist Rotwein-Verliebung, die nachhaltig in Erinnerung bleibt.


Für diesen Rotwein hat Graf von Toggenburg den Gewürzstreuer mit Mut in den Keller gebracht und zum Rebsorten-Duett Fogliatonda und Sangiovese den Trentiner Teroldego in den Recall gerufen. Klingt nach Ohrwurm? Ist es auch. Die Liebe zu autochthonen Sorten geht auf. Die Trauben dieses Wein-Geheimtipps kommen aus den drei Weinbergen Vigna del Cimitero, Vigna del Poggio und Vigna del Poggino. Alles drei sind Hügellagen mit einem vorwiegend lehmig-tonigen Boden, die stellenweise einen geringen Steinanteil aufweisen. Sprich: sehr reichhaltige Böden, die eine perfekte Grundlage für vollmundige, runde Weine bilden. Die Mazerationszeit beträgt ca. 14 Tage. Der biologische Säureabbau entsteht teilweise während der Gärung oder unmittelbar danach. Die magische Zahl beim Ausbau ist die Sechs: Nach sechs Monaten in Holzfässern wird der Wein zur Harmonisierung weitere sechs Monate in Stahltanks ausgebaut und genießt nach der Abfüllung noch einmal sechs Monate Flaschenreife – perfekt also für Weinsteiger, die bei Rotweinen nicht gerne komplett mit schwermütigkeit überrumpelt werden möchten.


Die Trauben dieses Wein-Geheimtipps kommen aus den drei Weinbergen Vigna del Cimitero, Vigna del Poggio und Vigna del Poggino.

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Graf Toggenburg Luogotenente ist ein fließend-geschmeidiger Rotwein, der eine feine Würze mitbringt, die wie ein sanfter Ohrwurm konstant mit auf Reise geht.


„Luogotenente“ steht dabei für einen kaiserlichen und königlichen Statthalter, wie es Georg Otto Ritter von Toggenburg, der Ururgroßvater von Eberhard Graf Toggenburg, bereits vor 170 Jahren mit Charakter und Weitblick interpretiert hat. Zurückhaltende Eleganz soll der Wein laut dem Winzer verkörpern, und genau so kann ich es unterschreiben. Beim Trinken hab ich mich beim cruisen im Maserati durch die Toskana im Kopf. Typisch dezent, All Black Look bei Auto und Outfit, alles elegant justiert, die Power da, wo sie benötigt wird, auf der Playlist der Soundtrack der dunklen Beeren-Bande. So fließend-geschmeidig ist auch dieser Rotwein, der eine feine Würze mitbringt, die wie ein sanfter Ohrwurm konstant mit auf Reise geht. Am markantesten ist aber die schöne Säure, die sich hinten am Backenzahn festschnallt und animierend in jede Kurve mitgeht und Lust auf den nächsten Schluck macht – egal, was da kommt, Hauptsache hinter der nächsten Gedanken-Abzweigung wartet eine zweite Flasche, auch wenn die natürlich ihren Preis hat. Aber wer den Luogotenente ausreichend Luft holen lässt, entdeckt mit jedem Atemzug des Glases beim nächsten Schluck eine weitere Facette des Rotwein-Charakters. Immer elegant, immer galant, immer charmant. Handwerk darf seinen Preis haben.

Graf Toggenburg Luogotenente, Preis: 27,50 Euro, über www.toggenburg.it/shop



Graf Toggenburg „Eccellenza“


Dresscode: pure Eleganz. Nach rund einem Monat Antrockenzeit in kleinen Kisten werden die Trauben für den Eccellenza noch einmal handverlesen und kommen dann zur Weinbereitung in den Keller. 

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Der Graf Toggenburg Wein Eccellenza ist der Signature- oder Ausnahme-Wein des Weinguts und dem Grafen Friedrich Toggenburg gewidmet, dem Statthalter Tirols und Vorarlbergs und letztem Innenminister der Donaumonarchie am Ende des 19. Jhds, den man üblicherweise mit “Eure Exzellenz” anzusprechen pflegte. Dass dieser Reben-Soundtrack aus Sangiovese, Canaiolo, Colorino, Sagrantino, Fogliatonda handwerklich ebenfalls äußerst exzellent ist, kann ich unterschreiben.

Die autochthonen toskanischen Trauben für den Eccellenza wachsen zu einem großen Teil in der Vigna del Poggino und der Vigna del Sasso. Erstere sitzt zu oberst auf dem Hügel in 330 m Seehöhe und hat einen sehr reichen, ton- und lehmhaltigen Boden. Letztere ist eine steilere Lage mit lockeren Boden mit hohem Anteil an rund geschliffenen Steinen aus fluvialen Ablagerungen. Nur die besten Trauben werden für den Eccellenza verwendet, diese trocknen einen Monat lang in kleinen Kisten in einem geschützten Raum. In dieser Zeit geben die Beeren auf natürliche Art und Weise Wasser ab und konzentrieren so all ihre Inhaltsstoffe. Nach Erreichen des richtigen Trocknungsgrades werden alle Trauben noch einmal von Hand verlesen und eingemaischt. Die Gärung erfolgt dann langsam in Betontanks bei entsprechend langer Mazeration. Im Anschluss kommt der Wein auf der Feinhefe für mindestens ein Jahr in Barrique- und Tonneau-Fässer. Ein Drittel der Holzfässer ist immer neu. Anschließend wird der Eccellenza abgefüllt und ruht dann noch für 1 Jahr zur Abrundung in der Flasche.


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Bei aller Komplexität behält sich der Graf Toggenburg Eccellenza eine magische, mitreißende Leichtigkeit.


Wer den Eccellenza genießen und entdecken möchte, sollte eines nicht haben: Zeitdruck. Das ist kein Rotwein für mal schnell zwischendurch. Und ja: Mit rund 45 Euro ist das auch ein Budget, auf das Einsteiger etwas sparen müssen. Ich würde den Wein aber auch erst empfehlen, wenn man sich auf seiner eigenen Wein-Journey schon eine gewisse Basis-Neugier zuvor entkorkt hat. Und bevor es auf Glas-Abenteuer geht, sollte es der Eccellenza machen wie ich als aufgeregter Schüler vor einem Referat: tief durchatmen. Bei diesem Toskana-Tango ist es wirklich so: Je mehr Luft der Rotwein bekommt, desto mehr öffnet er seinen Charakter. Und ganz am Ende, wenn alle Aromen zusammen sind, fühlt ihr euch wie in Stranger Things zum Soundtrack „Running up that hill“ durch eine rote Toskana-Rotwein-Geschmacks-Kaleidoskop-Zwischenwelt schweben. Aber ganz entspannt von vorne.


Muster-Wein-Abenteuer: Die Cuvée aus Sangiovese, Canaiolo, Colorino, Sagrantino, Fogliatonda schmeckt wie eine packende Serie, bei der man alles um sich herum vergessen kann.

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Die erste Nase segelt durch ein elegantes, schimmerndes Meer aus Pfeffer, feiner Würze, Tabak, Blaubeeren, Brombeeren. Sehr tief, förmlich einziehend. Der erste Schluck legt sich wie eine elegante Decke auf die Zunge, geschmeidig, aber mit Kraft. Würze entfaltet sich, dunkle, dichte, aber filigrane Marmelade gleitet die Gaumenwände hinab, seidig, aber mit Struktur wie ein gewebter Stoff.

Dann klopft hinten raus Johannisbeere leicht rauchig an. Je mehr Luft der Eccellenza inhaliert, desto mehr erinnert mich das an leichten Whisky. Im besten Sinne. Vanille, holzige Noten, Balsamico, getrocknete Tomaten. Jeder Schluck wirkt wie ein Film, dessen Handlung mich mit ansteigender Spannung reinzieht, weil man wissen möchte, wie mysteriöse Geschehnisse aufgelöst werden. Man lässt sich fallen in dieses dunkelfruchtige Bett aus Trauben. Beeindruckend: der Nachgang. Der hat eine Johannisbeeren-Saftigkeit mit Würze an der Leine, die so ausfüllend Lust auf den nächsten macht. Und wirklich lange im Mund Kreise zieht. Ein Wein, um Momente zu sammeln und Erinnerungen zu teilen, der sich bei aller Komplexität eine gewisse Leichtigkeit behält. Großes Rotwein-Kino!

Graf Toggenburg Eccellenza, Preis: 44,50 Euro, über www.toggenburg.it/shop




Der Clou bei diesem Weingut: Die Fern-Glas-Reise nach Italien ist erst der Anfang. Denn wer auf den Geschmack gekommen ist, kann vor Ort aus nächster Nähe den Wein-Flirt vertiefen – weil im Ansitz Poggio Rozzi auch drei Gästewohnungen bereitstehen. Samt weitflächigem Garten und Außenpool. Allein bei der Vorstellung eines kühlen Glases Idda mit den Füßen im Wasser ist man doch schon gedanklich träumend in der Toskana. Und wie so ein Aufenthalt aussehen könnte, hat mir Eberhard Graf Toggenburg auch verraten.


Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi

Wenn man die Einfahrt nach Poggio Rozzi hinunter fährt, ist es immer ein wenig, als würde man die Welt verlassen. Es ist ein geborgener, besonderer, von einer wunderbaren Ruhe getragener Ort, der dabei ideal gelegen ist für Sightseeing Aktivitäten im Herzen der Toskana. Wenn Gäste Lust haben, zeige ich ihnen mein Weingut und erkläre, wie wir arbeiten und wie es zu unseren Weincharakteren kommt. Die Küchen der Wohnungen sind voll ausgestattet und jedem Apartment steht ein Kugelgrill zur Verfügung. Außerdem lade ich meine Gäste zu ausgewählten Anlässen zu einem toskanischen Grillabend ein, wo es meine Weine zu einem traditionellen toskanischen Menü gibt, dessen Krönung eine Bistecca alla Fiorentina ist. Beim gemeinsamen Essen biete sich viel Gelegenheit zu gemütlichen Gesprächen: ob es nun Insider Tipps sind oder Background Infos zu den Weinen, ich bin den ganzen Abend für da und freue mich auf den interessanten Austausch.


Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi

So geht stilvoll in die Toskana eintauchen: Mit einem Bad im charming Pool, den man als Gast in der Unterkunft des Poggio Rozzi nutzen kann.


Graf Toggenburg Wein, Poggio Rozzi

Wer auf ein spannendes Toskana-Abenteuer im Weinglas gehen möchte, ist beim Weingut Graf Toggenburg richtig. Denn man kann sich auch als Einsteiger Stufe für Stufe nach oben probieren. Vom drinky Alleskönner unter 10 Euro, dem Alano bis zu den Fortgeschrittenen-Festspielen beim Eccellenza. Alle Weine sind grundverschiedene Charaktere, haben aber alle eine immer erkennbare, sich durchziehende Handschrift. Handwerk steht an erster Stelle. Keine Parfum-Weine, keine Allüren, keine Marktschreier. Motto: erstmal abliefern, erstmal die inneren Werte zeigen, mit Details und Charakter punkten.


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*Tasting Samples, der Beitrag entstand mit wein-entdecker-freudiger Unterstützung des Weinguts Graf Toggenburg

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