Zuerst mal das Wichtigste: Wenn ich hier ein Hotel vorstelle, mach ich das ja nicht, um möglichst gratis zu urlauben. Dann würde man auch nicht so viel Freizeit und Aufwand in die Gestaltung des Layouts und des Texts stecken. Ich mache das, weil mich coole Hotel-Geheimtipps, coole Pools und die Gastgeber dahinter faszinieren und ich die Begeisterung für so einen Fernweh-Spot gerne weitergeben möchte, damit auch andere da draußen – die meine Macke für Wein, Design und faire Preise teilen – diese Eindrücke erleben können.
Reisen ist Eindrücke sammeln – und teilen. Am besten mit einer eigenen, persönlichen Note.
Wie kommt es zu einer Kooperation?
Wenn du 20, 30, 40 Tausend Follower hast, wahrscheinlich von alleine. Allerdings nicht immer. Es dreht sich nicht die ganze Welt um Instagram. Vinum Hotels, mit denen ich zuletzt meine ersten Hotel-Stories in Südtirol umgesetzt habe, achten bei einer Reise-Kooperation darauf, dass Partner, mit denen sie zusammenarbeiten, einen Blog haben. Sprich: Der produzierte Inhalt auch dauerhaft im Netz und von Google zu finden ist. Und da fängt es ja schon an: Viele haben auf Instagram den Zusatz Blogger, obwohl sie keinen haben – sondern ihren Feed als Blog verstehen. Kann man so machen, find ich aber einfach frech gegenüber denen, die sich über lange Zeit mit der nötigen Technik und Programmier 1×1 auseinandergesetzt haben, viel Zeit in das Aufsetzen von Artikeln, das Suchen nach Keywords, die Recherche von Themen, das Aufbauen von Layouts und Feilen am Text stecken. Mal vorgeriffen: Bis eine Story wie der Bericht über den Plantitscherhof (Link zum Bericht), Matillhof (Link zum Bericht) oder den Plattenhof (Link zum Bericht) online geht, hab ich da weit über 35 Stunden meiner Freizeit investiert. Und dann kommen ja noch unzählige Stunden dazu, die in das Erstellen und Schneiden von Videos, Reels und das Betexten von Ínsta-Stories fließt.
Im Falle der Hotel-Zusammenarbeit kam die zuständige Public Relations Verantwortliche auf mich zu. Sie hat explizit nach Bloggern mit genau so einer Macke Ausschau gehalten, die hinter dem stehen, was sie machen – in dem Fall eben Bock auf Wein und Reise-Inspiration haben, und das auch nach außen tragen. Wär ja auch strange, wenn ich keinen Alkohol trinke und ein Wein-Hotel empfehlen möchte oder solle. Tipp also: Lebt das, was ihr liebt. So viele “Ich-hab-Job-xy-werde-Bachelor-oder-Love-Island-Teilnehmer-und-dann-Influencer” sind für mich einfach austauschbare Werbetafeln ohne Alleinstellungsmerkmal. Haben dafür halt Follower und bekommen Einladungen, die sie mite in oder zwei Bildern von sich abfrühstücken. Aber das muss man nicht verstehen.
Möglichkeit zwei, wie sich bei mir eine Reise-Kooperation ergeben hat: Ich habe lange für das Magazin GQ gearbeitet und war dort unter anderem für das Thema Wein und Genuss sowie den Reisebereich verantwortlich. In der Zeit haben sich Kontakte mit vielen Herstellern und PR Agenturen aufgebaut und entwickelt, von denen einige auch nach der Zeit mit dem großen Logo als kleiner Blogger an mich geglaubt und mich unterstützt haben. So ergab sich dann beispielsweise die Geschichte mit dem Zugspitz Resort (Klick: hier gehts zum Bericht). In diesem Fall war das eine Gruppen-Pressereise, also im Vergleich zum individuellen Besuch in Südtirol eine Handvoll Journalisten, die gemeinsam mit einem PR Zuständigen für das Hotel die Location besuchen, und das Haus über einige Programmpunkte kennenlernen und anschließend dann darüber berichten.
Durch eine Initiativ-Anfrage für eine Reise-Koperation mittlerweile zum Wohnzimmer auswärts geworden: Das Hotel Ritter in Durbach.
Oder man nimmt einfach seinen Mut zusammen, und schreibt ein Hotel, bei dem man ein gutes Bauchgefühl hat, aus dem Off an. So wie beim Hotel Ritter Durbach – ein Besuch, aus dem mittlerweile Freundschaft geworden ist, und mehrere Besuche folgten.
See und gesehen werden: Man muss einfach hinter seinen Macken stehen.
Reise-Kooperation: die nächsten Schritte
Steht ein Hotel fest, kläre ich wie hier mit der Reise nach Südtirol die nächsten Schritte. Bedeutet: Ich schaue mir das Hotel an, welche Schwerpunkte es gibt, welche Idee ich für die Story habe, was man wie erzählen könnte, und stimme mit der PR Abteilung ein Programm ab, das uns einen guten Eindruck vom Hotel gibt – das sind dabei immer Erlebnisse oder Aktivitäten, die jeder Gast genauso nacherleben kann. Das ist für mich das Wichtigste: Vorher genau besprechen, mit was der Partner danach rechnen kann. In meinen Berichten stelle ich den Fokus gerne auf das Motto “Warum ihr als beste Freunde oder Couple hier einen perfekten Kurztrip genießen könnt”. Weil das ein Szenario ist, nach dem glaube ich auch viele suchen. Dann stimme ich die Punkte, die ich vorstellen möchte, auf diese Vorgabe ab. Die Anreise mit Mietwagen übernehmen wir immer selbst – den Vorwurf Gratis-Urlaub kann man also schon mal entkräften.
Vor Ort (hier im Arosea Life Balance Hotel) muss man auch mal dahin gehen, wo es kalt wird – oder heiß.
Reise-Kooperation: im Hotel
Vor Ort versuche ich dann drauf zu schauen, was für Couples oder als beste Freunde reisende interessant und spannend sein könnte. Handelt es sich um eine individuelle Reise, werden meist zwei Übernachtung und Halbpension übernommen, nicht im Programm aufgeführte Punkte und Extras wie Getränke (ist aber normal) bezahlen wir immer selbst.
Auf die faulen Haut legen ist dann allerdings (sofern man nicht nur Bikini-Model am Pool spielt, während der Insta-Husband Bilder macht) nicht drin, über den Vorwurf kann ich immer nur lachen. Meist geht das erste Bilder machen schon direkt nach den Eintreffen los. Ich fühle mich dann wie ein Chamäleon, der mit seinen Augen rundherum pausenlos nach schönen Spots, Hintergründen oder Blickwinkeln sucht. Nach dem Einchecken gehen wir dann immer auf einen kleinen Rundgang durch die Location, machen erste Moodbilder, halten Ausschau nach Motiven, die Person und Hotel gut zusammenbringen, knipsen erste Tests. Natürlich ist klar: Je mehr tolle Motive ich zu Beginn habe, desto größer ist die Chance, dann tatsächlich mal einige entspannte Momente genießen zu können.
Das ich dabei in verrenkten Posen mit dem Handy auf dem Boden liege, weil ich einen bestimmten Shot im Kopf habe, mit Magnum-Weinflaschen am Pool arbeite, oder filmend am Buffet verbringe: Nimmt man mit Humor, ich versteh ja dass andere Gäste sich fragen, warum man nicht einfach Urlaub machen kann. Und klar schäme ich mich bisschen, wenn ich beim Essen jedes Gericht aus drei Winkeln fotografiere, aber wenn ich im Artikel einen guten Eindruck vermitteln will, gehört halt auch der Food-Beweis dazu. Abschalten gelingt dann meist wirklich erst, wenn man alle Motive des Tages im Kasten hat und mit einem Glas Wein anstoßen kann. Wobei: Arbeit schläft nie, und meist sortiere ich dann direkt im Anschluss die Bilder, wähle Favoriten aus, überlege, was man postet, überlege, wie ich was als Story verpacke. Aber klar: Wer arbeitet, darf sich auch belohnen und dass meine Wein- und Genuss-Macken sowie eine Prise relaxen nicht zu kurz kommen, das nehme ich mir dann schon raus.
Working on the weekend like usual … wenn das Flair so cool ist wie hier im Arosea Life Balance Hotel, immer gerne.
Reise-Kooperation: at Home
Zu Hause beginnt dann die zweite Halbzeit. Durchschnittlich 500 Bilder durchschauen, aussortieren, auf eine Auswahl reduzieren, die ich dann für den Blogpost verwende. Von 500 auf rund 40-50 ist eine echt harte Entscheidung. Dann müssen die Bilder zugeschnitten und bearbeitet werden, normale Bilder meines iPhone 11 Pro sind für WordPress, mit dem ich Gentlemens-Journey.de hoste, viel zu groß. Dann beginnt das Überlegen: Wie gestalte ich das Layout? Einfach unter den Text kommentarlos ein paar Bilder klatschen finde ich fürs Hotel und die Reise-Kooperation unfair bis lieblos und für den Leser auch nicht hilfreich. Wo ist der Mehrwert? Was sehe ich da eigentlich auf dem Bild? Also versuche ich, einen nachvollziehbaren Ablauf zu gestalten, entwerfe Bildunterschriften, bevor es dann an den Text dazu geht. Am Ende sind es deutlich über 25 Stunden, die in der Freizeit nach meinem Hauptjob in diese Posts fließen, das ist denke ich auch nicht allen klar, die sich das durchlesen. Dazu gleiche ich Hotel-Infos ab, erkläre Angebote und recherchiere Preise, kämpfe mit der Technik, wenn mal wieder in Part nicht gespeichert wurde und, und und.
Ich glaube, wenn man keine Macke dafür hat, kann das schnell anstrengend werden. Und klar ist das Hochladen von Pics auf Instagram entspannter, kurze Emoji-Caption dazu, Hotel vertaggen, paar hundert bis tausend Euro verdienen, fertig. Aber finde ich das in der schnelllebigen Zeit mit einem Post am Tag wieder? Keine Ahnung. Darf ja jeder für sich selbst machen. Für mich ist es ja am Ende keine Arbeit, ich liebe es ja, die Geschichten hinter solchen Spots zu erzählen, Bilder und Text zusammenzubasteln – und freue mich, wenn fremde Menschen mir dann eine Nachricht schreiben, sich bedanken, entweder auch schon da waren oder wegen mir planen dort ein paar Tage zu verbringen. Ich freue mich, wenn beim googlen mein Artikel auf Seite 2 oder 3 auftaucht, wenn die Gastgeber sich persönlich bedanken und freuen, dass es für alle ein schönes Erlebnis war.
Jeder Bericht einer Reise-Kooperation soll einen gut recherchierten Schluck Fernweh ausschenken.
Ob 700 oder 70.000: Ich finde, guter Content für eine Reise-Kooperation hängt nicht von einer Followerzahl ab. Wenn auch nur einer nach dem Lesen einer Hotel-Empfehlung von mir mal dorthin reist, zurückkommt und sagt: „Brudi, danke, es war genauso wie du geschrieben hast – was was kannst du mir noch empfehlen für einen Kurztrip mit meiner Frau (oder besten Freundin)“ – dann bin ich schon happy. Es muss nicht immer Malediven, Dubai oder Ibiza sein. Es gibt noch so viele Geheimtipps, die man sich leisten kann, in erfahrbarer Nähe. Und ich bin gespannt, wo mich 2024 hinführen wird.