Prosecco. Das verbindet man – als Mann wahrscheinlich noch einen Tick mehr – vorschnell mit Girls-Abenden, Tupper-Parties oder Aufenthalten auf der Puder-Rosa-Ranch mit Bully Herbigs Figur Abahachi. Auch hier besteht die Gefahr, dass man in der Vergangenheit mal eine schlechte Erfahrung mit süß-klebriger Massenware, die möglicherweise nicht mal aus dem Original-Anbaugebiet oder sogar der Dose kam, hatte. Wenn man sich aber von einer schlechten Erfahrung zukünftigen Genuss vermiesen lässt, ist das schade, weil einem echt was entgeht. Ein guter authentischer Prosecco aus der echten Region ist nämlich ein richtiger Glasspaßmacher par excellence. Ich kann das jetzt besten Gewissens behaupten, ich hab mich nämlich der „schlechte-Erfahrung-Therapie“ gestellt, mit Unterstützung von Prosecco DOC einen kleinen Crashkurs gemacht und stelle euch hier nicht nur die wichtigsten Tipps vor, um guten Prosecco zu erkennen und so eure zukünftigen Schaumwein-Glasspaßmacher aus Bella Italia zu finden (übrigens auch sehr nice als Basis für Cocktails), sondern gebe euch gleich noch drei Geheimtipps an die Hand. Darunter sogar eine Rosé-Variante, die frisch Premiere gefeiert hat.
Prosecco DOC
Der Name Prosecco bezeichnet eine geschützte Ursprungsbezeichnung (DOC = Denominazione di Origine Controllata), die im Juli 2009 auf europäischer Ebene offiziell anerkannt wurde. Prosecco DOC wird in einem spezifischen geografischen Gebiet produziert – im Nordosten Italiens – das für diesen spezifischen Wein berühmt ist. Die Winzer beachten strenge Regeln. So wird die Ursprungsbezeichnung nur von Erzeugern verwendet, die die Vorschriften für Namen, Herstellung, Weinbereitung, Verarbeitung, Verbrauchseigenschaften, Verpackung und Etikettierung einhalten. Die einzigartigen Umweltbedingungen, das umfassende Wissen der lokalen Winzer sowie deren Leidenschaft und Liebe zum Detail machen Prosecco DOC zu dem was es heute ist: ein ausgezeichneter Qualitätswein, der jeder Generation Spaß machen kann. Von Weinsteiger bis Oma. Sein blumiges Aroma, die heugelbe Farbe und die anhaltende Perlage sind die wichtigsten Merkmale dieses unverkennbaren Weins, der durch Aromen von Apfel und Birne besticht.
Das Konsortium Prosecco DOC ist die Institution, dem die Verwaltung der kontrollierten Ursprungsbezeichnung obliegt. Es wurde am 19. November 2009 gegründet, kurz nachdem der Prosecco am 17. Juli 2009 als Wein mit kontrollierter Urspungsbezeichnung anerkannt wurde. Ziel des Konsortiums ist es, die Hersteller, einzelne Weinbauern und Mitglieder, Weinhersteller und Schaumweinhersteller auf freiwilliger Basis zusammen zu bringen, um die Entwicklung der Bezeichnung und die Einhaltung der vorgesehenen Vorschriften zu garantieren.
Produktionsgebiet
Die Reben, aus denen Prosecco entsteht, findet man ausschließlich in Norditalien, zwischen Dolomiten und Adria. Aus der besonderen Wechselwirkung zwischen Klima, Boden und Weinbautradition entsteht Prosecco DOC. Die Geschichte geht bis auf die Römer zurück, zum Schaumwein, wie wir ihn heute kennen, wurde er jedoch erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Angebaut wird in zwei Regionen – Veneto und Friaul Julisch-Venetien – aufgeteilt auf neun Provinzen: Treviso, Pordenone, Udine, Gorizia, Trieste, Venezia, Padova, Vicenza und Belluno. Auf 24.450 Hektar widmen sich 11.460 Weinbauern und 347 Schaumweinhersteller dem prickelnden Obstsalat.
3 Varianten, 3 Klassen
Bei Prosecco gibt es drei verschiedene Klassen. Es wird unterschieden zwischen Tranquillo (Still), Frizzante und Spumante. Letzterer stellt dabei die höchstwertige Kategorie dar, weil Spumante die feinere, elegantere Perlage aufweist (das Prickeln und die Perlenbildung ist geschmeidiger).
Zusätzlich wird in Brut Nature (die herbste Variante), Extra Brut, Brut, Extra Dry (mehr Restsüße) und Dry (höchster Zuckergehalt) eingestuft. Hier gilt es auch genau hinzuschauen, damit man seiner Vorliebe (oder der von zukünftigen Gästen) entsprechend ins richtige Regal greifen kann. Trocken oder lieblich bis hin zu süß sind nämlich nicht auf den allerersten Blick einzuordnen – denn Dry bzw. Extra Dry stellt beim Prosecco nicht die trockene, sondern die süßere Variante dar.
Glas
Ein feines Getränk wie Prosecco DOC sollte in einem möglichst weiten Sektkelch bei einer Temperatur von 6 bis 8 Grad kalt serviert werden. Entgegen aller Meinungen ist eine Sektflöte kein geeignetes Glas, weil es die vollständige Verbreitung des Aromas verhindert.
Trinkzeit
Prosecco DOC trinkt man am besten im ersten Jahr nach der Ernte. Die Flaschen sollten trocken, kühl, dunkel und abseits von Wärmequellen gelagert werden und sind alles, nur kein Schmuckstück zum jahrelangen Anschauen oder ein Deko-Objekt. Sie möchten geöffnet und genossen werden!
Prosecco-Geheimtipp 1
Der „Alberto Nani extra Dry Bio“ ist ein Musterbeispiel für einen coolen, unkomplizierten Unterhalter, der in Erinnerung bleibt.
Ja, cooler Schaumwein geht natürlich auch Bio. Diesen Prosecco gab’s als Aperitif zum Weihnachtsdinner und meine Family war erst überrascht, wie classy-unterhaltsam der schmeckte, dann überrascht, wie schnell so eine Flasche leer sein kann. Man riecht sofort die typischen Aromen (ein Mix aus Zitrone, grüner Apfel, Birne, Rose, Brotkruste, Akazie, Banane), ist dann aber von der süßlichen Vergangenheits-Erfahrung in Sachen Prosecco so weit weg wie Michael Wendler vom DSDS Juroren-Platz. Der Bio-Prosecco schwingt sich geschmeidig-perlend-schäumend mit einer ganz feinen Prickel-Eleganz durch den Mund, alle Nuancen wirken absolut aufeinander abgestimmt. Ein cozy-frischer Sommer-Soundtrack, der fast unterschwellig ins Ohr geht und dort bleibt. Hat mit dem Fehlgriff aus dem Supermarkt nix gemein und macht einfach nur Laune. Ein, zwei, drei Flaschen im Kühlschrank und man kann von Date bis Schwiegermutter für jeden spontanen Besuch was Gutes auftischen.
Prosecco DOC Alberto Nani extra Dry Bio, Preis: rund 9 Euro, etwa über www.culinaria-shop.com
So erkennt man den originalen Prosecco DOC
Steuerbanderole
An jedem Flaschenhals ist eine amtliche Banderole für DOC- Weine angebracht. Neben der DOC-Kennzeichnung sind ein Staatswappen sowie eine Kontrollnummer zu erkennen, über die der gesamte Produktionsweg nachvollzogen werden kann. Auf der Flaschenrückseite muss auf dem Etikett zwingend das Logo, der Wortlaut Prosecco DOC und die Ursprungszertifizierung Italia – Product of Italy abgebildet sein. Dazu ein Hinweis zum geografischen Anbaugebiet, wenn Traubengut und Abfüllung innerhalb der Provinzen Treviso und Trieste erfolgen. Ebenfalls ein Qualitätsmerkmal ist eine Referenz des Produzenten oder Abfüllers inklusive Adresse und der Aufschrift „Prodotto in Italia“.
Trauben
Original Prosecco DOC wird aus Glera-Trauben gewonnen. Diese Rebsorte zeichnet sich durch Robustheit sowie einen mäßigen Zuckergehalt aus und verleiht dem Wein seinen spritzigen Charakter. Mindestens 85 Prozent des finalen Schaumweines müssen mit dieser Sorte hergestellt werden. Zusätzlich ist es möglich, mit maximal 15 Prozent Anteil Rebsorten wie Verdiso, Bianchetta Trevigiana, Perera, Glera lunga, Chardonnay oder Pinot (blanc, gris, noir) zu verwenden, um das Geschmacksprofil individuell anzupassen.
Flasche
Der echte Kult-Schaumwein aus Italien wird nur in Glasflaschen produziert und vermarktet – nicht im Fass oder in der Dose. Ist wie bei der Party: Der richtige Dresscode ist entscheidend. Auf der Flasche muss auch immer der Restzuckergehalt abgebildet sein: brut nature, extra brut, brut, dry, extra dry.
Prosecco-Geheimtipp 2
Hier signalisiert schon die Flasche mit der gläsernen Bundfalte: Achtung, Stil am Stiel im Anmarsch. Und auch hier bekommt man einen Einblick, was Prosecco eigentlich kann, wenn er nach Original-Regeln produziert wird. Stellt euch einen Anzug vor. Keinen Maßanzug, einen am besten aus einem kleineren Laden, ein schöner Stoff, nicht schwer, ganz leicht, aber man merkt: Da hat jemand mit Gespür ausgesucht. Und der Anzug passt nicht nur ganz lässig, sondern der Verkäufer gibt euch noch den ein oder anderen flotten Spruch mit, authentisch, auf Augenhöhe. So schmeckt die Zonin Cuvée. Nicht abgehoben, aber geschmeidig-unterhaltsam. Die Familie Zonin blickt auf 200 Jahre und sieben Generationen im Weinbau zurück. Inzwischen ist der Name Zonin weltweit ein Synonym für Prosecco in Spitzenqualität. Dieser charming Schaumwein wird in Venetien angebaut, ist lebendig-frisch und hüllt die Noten von Blüten, Apfel, Birne und Melone in ein kitzlig-cooles Prickeln. Easy aber classy.
Zonin Prosecco Spumante Cuvée 1821, Preis: 9 Euro, etwa über www.hawesko.de
Prosecco Geheimtipp 3 – Premiere in rosé
Wie man seine Mom überrascht und begeistert? Unter anderem mit einem Prosecco Rosé. Das Anbaugebiet Prosecco DOC hat den ersten Prosecco DOC Rosé weltweit lanciert. Bisher nur weiß vinifiziert, ist die Rosé-Variante eine Cuvée aus mindestens 85 Prozent Glera und mindestens zehn Prozent Pinot Nero und lagert mindestens 60 Tage auf der Hefe. Er darf ausschließlich als Spumante in den Varianten Brut Nature -ohne Restzucker- bis Extra Dry -mit bis zu 17 g/l Restzucker- hergestellt werden. Auf dem Etikett muss der Begriff “Millesimato” angegeben sein, ebenso wie der Referenzjahrgang in Bezug auf mindestens 85% der Trauben.
Der Consorzio Tutela Rosé ist wie ein Mix aus Fußball und Musik, der die ganze Family begeistert hat. Als ob man sich an den Strand eines „Rote-Früchte“-Meeres legt und sich an schaumiger Geschmackswelle auf Geschmackswelle erfreut. Derbe geil!
Ich durfte zu Weihnachten eine Flasche zur Family mitnehmen. Ergebnis: unzählige Wows, unzählige Flaschen-Inspizierungen, unzähliges Nachschenken und ein trauriger Blick, als die Flasche leer war. Aber dieser Prosecco DOC Rosé hat dem zweiten Weihnachtsfeiertag einen echt coolen Ausklang beschert, weil wir uns einig waren, dass das geschmackvollste Unterhaltung im Glas ist. Ganz leicht, feinst perlend, wie eine Meeresbrise voller Grapefruit, Erdbeere und Himbeere, lebhaft aber lässig. Meine Mom würde sich damit gern an einen Strandkorb an der Nordsee setzen, und ich kann das absolut nachvollziehen. Es muss nicht immer kompliziert sein – Prosecco kann einfach Spaß machen, wenn er so classy gemacht ist wie der hier.
Prosecco DOC Consorzio Tutela Rosé, in Kürze verfügbar
Prosecco DOC als Drink
Feel free to mix – wirklich jetzt? Ja, ich hab mich nochmal schlau gemacht. Für die Produzenten ist es kein Kultur-Affront, wenn man ihren Schaumwein als Drink ins Glas gibt. Sogar sehr willkommen – weil es auch den Facettenreichtum des Produkts zeigt und deutlich macht, dass Prosecco zu jedem Anlass auf die Gästeliste darf und für jede Situation Spaß ausschenken kann. In welcher Form dann auch immer. Wie man den Schaumwein als Drink gönnen könnte? Hier mal eine kleine Inspirations-Auswahl.
Roman Empire
Nicht nur für Rhabarberfans ein Genuss – köstlich und fruchtig-frisch. Zutaten:
• 15 ml Italienischer Dry Gin (etwa VIII Hills – anderer Gin ist aber auch möglich)
• 10 ml Grappa
• 10 ml Rhabarberlikör
• 20 ml Pfirsichpüree
• Prosecco DOC extra dry
Zubereitung: Alle Zutaten mit Ausnahme des Prosecco DOC mixen. In ein Rock-Glas über Eis gießen und mit Prosecco extra dry DOC aufgießen.
Cup DOC
Der, der im Sommer nicht fehlen darf! Zutaten:
• 30 ml Italicus-Likör – typischer italienischer Likör aus Bergamotte
• 15 ml Grapefruitsaft
• Prise Meersalz
• Prosecco DOC brut
Zubereitung: Mixen Sie alle Zutaten mit Ausnahme des Prosecco DOC. In ein hohes Glas über Eis gießen und mit Brut Prosecco DOC aufgießen.
Chino
Der frische Alleskönner. Zutaten:
• 30 ml Chinotto Nero – alkoholfreies italienisches Erfrischungsgetränk aus Zitrusfrüchten
• 10 ml Martini Ambrato
• Frische Minze
• Prosecco DOC extra dry
Zubereitung: Alle Zutaten mit Ausnahme des Schaumweines mixen. In einem Highball über Eis gießen und mit Prosecco DOC extra dry aufgießen.