Ansage zur Absage

© Gentlemens Journey

Zurückweisungen sind wie Boxer-Knockouts. Bist du beim Austeilen der Empfänger, endets böse. In dem Fall für das Selbstbewusstsein. Aber wie geht man mit Absagen oder Abfuhren um?


Job-Absage, Korb beim Date, negative Kritik: Zurückweisung fühlt sich immer scheiße an. Das Selbstbewusstsein möchte sich mit der Sekunde verkriechen. Schrumpft wie mit dem Presslufthammer zusammengefaltet in sich zusammen, will wie bei einer Comicfigur Fontänen-like Tränen heulen. Man fühlt sich, als sei man gegen eine Glastür gerannt, und weiß nicht, ob man sich zwischen Schmerz oder Peinlich berührt sein entscheiden soll. Und jetzt?

3 Wege, kein Fahrplan

Am Ende jeder Zurückweisungs-Abfuhr-Absage bleiben drei mögliche Reaktionen. Hinnehmen und traurig sein. Nicht hinnehmen wollen, Unverständnis zeigen und wütend eskalieren. Oder der Mittelweg: Annehmen, sein Prinzessinen-Diadem richten, versuchen, irgendwas lernbares mitzunehmen und sich nicht unterkriegen lassen. Also das, was uns Guides, Ratgeber und teure Mental-Coaches in allen Formen und Formaten lehren möchten. “Wird schon wieder”. “Hier 10 Schritte, mit denen du lockereasy dein Selbstbewusstsein pimpst”. Blabla. Das Rumgephrase klingt auf dem Papier super, im Real-Life-Ernstfall fährt der Kopf halt nicht brav nach Fahrplan.

Der am Ende größte Treibstoff für die Gedankengeisterbahn ist halt doch die Angst vor Ablehnung.

“Eigentlich hast du doch allen Grund, selbstbewusst zu sein”, hat eine gute Freundin vor kurzem Kopfschüttelnd angemerkt. “Das versteh ich bei dir echt nicht.” Tja, ich auch nicht. Bind mir ne Vogelspinne auf die Brust, lass mich Insekten essen oder beim Canyoning hohe Wasserfälle hinabspringen – Nervosität, Furcht? Kaum. Der am Ende größte Treibstoff für die Gedankengeisterbahn ist halt doch die Angst vor Ablehnung.

Ich bin mehr wert als seine Zahl!

Dann gibt’s so Phasen, in denen da ordentlich Treibstoff nachgefüllt wird. Gerade bei der Arbeit für den Blog. Anfragen an professionelle Fotografen, um für Instagram-Bilder zusammenzuarbeiten (sind wir ehrlich, ohne kommt man ja kaum zu Reichweite) bleiben unbeantwortet oder werden arrogant mit Hinweis auf die zu kleine Followerzahl abgeschmettert. Für Unterwäschebilder komm ich halt nicht nicht in Frage, sorry. Auch der Erfolg bei Locations, um mal ein paar Produkte zu fotografieren, bleibt überschaubar.

Und an besonders guten Tagen ghosted das Date eine Stunde vor dem Treffen.  Das ist ja die Höchststrafe: Zurückweisung bekommt man heute ja oft nicht mal mehr ins Gesicht gesagt – es kommt einfach nix mehr zurück. Keine Mail, keine Antwort. Keine Brieftaube.

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Willst du mich verschaukeln, lieber Kopf?

Man mag nach außen hin für einige nicht den Eindruck machen, aber solche Absagen oder Körbe prallen nicht ab wie Wassertropfen auf Hightech-Outdoorjacken. Das bohrt sich wie eine giftige Schaukel in den Hinterkopf und pendelt sich von da dann süffisant wieder ins Gedächtnis.

Das miese an Zurückweisungen ist ja, wenn man sie logisch nicht nachvollziehen kann.

Mal auf die andere Seite (ver)setzen

Ich finde, hier ist auch entscheidend, wie das ganze Abfuhrwerk verpackt wird. Ist das ganze mit Feingefühl gemalt oder einfach der Farbeimer emotionslos auf die Leinwand geklatscht? Stellen wir uns mal auf die andere Seite: Jemand nimmt seinen ganzen Mut zusammen, spricht euch an, ist nur leider nicht euer Typ. Rechtfertigt das dann eine wortkarge Abfuhr oder gar keine Reaktion? Jemand stellt euch eine Idee vor – die besser ist als eure – ihr mögt das aber nicht zugeben. Macht man jetzt die andere schlecht?

Das miese an Zurückweisungen ist ja, wenn man sie logisch nicht nachvollziehen kann.

Zurückweisungen oder: Nervensäge Ungewissheit

Man stellt sich viele Fragen, auf die man keine Antwort bekommen wird. Und ich hasse Ungewissheit. Richtig derbe. Warum wurde ich abgewiesen? Warum hat der andere den Job bekommen? Andererseits: Will man es echt wissen? Würde mans nachvollziehen können? Oder würde mich das komplett niederschmettern, weil ich absolut keine Logik dabei finde?

Zurückweisen, aber nicht zurückweichen

Und was mach ich jetzt? Erste Regel: Sowas niemals persönlich nehmen. Niemals. Erfordert Training, ja. Das Gegenüber erkennt das Talent nicht oder macht sich nicht die Mühe, mal näher hinzuschauen? Sorry, euer Pech, es wird jemand zu schätzen wissen. Dir passt meine Art zu schreiben nicht oder ich hör nach dem ersten Treffen nichts mehr von dir? Sorry Madame, aber dann heul leise wenn du mal wieder nur an die falschen gerätst.

Ich hab ja schon mal geschrieben, dass man zwischendurch mal auf Scheiterbildunggehen muss. Also in regelmäßigen Abständen auf die Fresse fliegen. Weil man dann nicht abhebt und leichtsinnig wird. Sondern mal wieder Frisch checkt, was man eigentlich wollte, und ob die Fahrbahn noch die richtige ist.

Drittens: Stellung beziehen. Zurückweisungen werden im Leben immer mal wieder vorkommen. Wegrennen ist also nicht. Dann steh ich lieber drüber als drunter zu leiden.

P.S. Die Bilder stammen vom Besuch im traumhaften Six Senses Douro Valley, die ganze Story findet ihr hier.

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2 Kommentare

  1. jeanny
    November 20, 2020 / 7:45 pm

    hey du bist echt ein klasse Typ. Stark geschrieben, hast mich total abgeholt. Bin selbst gerade mit „ich brauche zeit für mich und meine Gedanken“ versetzt worden und hab dank deinem lockeren und nachvollziehbaren Beitrag nun auch die Einsicht „Pech für ihn, verpasst er eine richtig tolle Frau!“ bekommen. Danke dir! Werde bestimmt nicht wartend zu Hause sitzen bleiben . Mach weiter so!

    • GentlemensJourney
      Autor
      Februar 12, 2021 / 3:13 pm

      Vielen Dank! Freut mich echt so ein Feedback und danke fürs durchlesen – und oft braucht Erkentniss mal einen Kick.

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