Klar: Antworten ist höflich. Aber was, wenn der erste Gedanke im Kopf eher unhöflich wäre? Ich hatte in der Vergangenheit Fälle, bei denen ich zwischen Antworten und einfach abhaken hin-und herschwankte wie ein Wiesn-Besucher nach 6 Maß. Ein kleiner Auszug.
Zahlen bitte! Oh, ne, dann lieber nicht
Anfrage an ein tolles Hotel, höflich über die Info-Adresse, da kein Medien-Kontakt rauszufinden war. Kurze knappe Antwort. Alle Blogger-Kontingente seien längst weg und in der nächsten Zeit werden grundsätzlich keine Kooperationen gemacht. Faire Reaktion. Hätte ich danach gefragt.
Hab ich aber nicht. Ich hatte Interesse an einem coolen Erlebnispaket, dass ich meinem Dad für ein Vater-Sohn-Weekend schenken wollte. Und das ich so cool fand, dass ich es dann gern zum Nacherleben auf dem Blog vorstellen wollte. Dafür braucht man einen Ansprechpartner, die Erlaubnis von Zugängen vor Ort, mehr Infos zum Paket, etc.
Die Absicht des Selbstbuchens war im zweiten Absatz sogar derbe deutlich formuliert. Das Hotel hätte also Geld plus eine gratis Story bekommen, in die ich viel unbezahlte Zeit reingesteckt hätte. Und mich damit eigentlich sogar unter Wert verkaufe. Die Antwort aber suggeriert: „Noch so ein Influencer-Geier, der seine Followerzahl gegen eine Gratis-Übernachtung aus Privatvergnügen eintauschen will. Brauchen wir nicht.“ Madame, bei meiner Zahl ist noch nicht mal ein Kopfkissen drin. Das ist a) unfair und kratzt b) schon echt an der Überzeugung. Mich kostet es viel Überwindung, Anfragen mit durchdachten Konzepten rauszuschicken, noch mehr, wenn viele Reaktionen genau so ausfallen.
Copy Paste aus der Feingefühl-Abteilung
Anderes Hotel, diesmal wurde ich eingeladen. Okay, fast. Zumindest dazu, mein Interesse zu zeigen und mich zu bewerben. Wusste ich aber erst hinterher. Gruppenpressereise, also meist 5 bis 10 Medien, ein Wochenend-Aufenthalt mit geführtem Programm, cooles, aber doch normales Hotel. Ins Kommentarfeld des Formulars hab ich sogar meine Story-Idee dargestellt, was wie und wo umgesetzt würde. Abgeschickt. Eine automatische Mail bedankte sich für die Teilnahme an der Reise. Tage später kam eine zweite kurze Mail mit Antwort. Grober Inhalt: Zu viele Interessenten, zu wenig Plätze. Okay, fein. Allerdings: Ohne Anrede, ohne persönlichen Bezug. Ohne Formatierung, ohne Absätze, ohne Punkte am Ende des Satzes.
Finde ich enttäuschend. Klar, weil Absagen immer treffen. Aber vor allem, weil ich auch Respekt und Mühe in das Anschreiben stecke. Man nicht mal weiß, dass man erst ins Casting muss. Und man nur das Gefühl vermittelt bekommt, dass sich die Person gar nicht die Zeit genommen hat, sich mal durch den Blog zu klicken, sondern nach Blick auf die Follower-Zahl direkt aussortiert hat.
Respekt, Respekt – jemand den Respekt gesehen?
Fall drei. Kein Hotel, eine Weinbar. Date. Nummer 7, man hat sich keine tausend Mal berührt, aber passiert ist schon was. Die Vorzeichen: super. Es schien fast eher darum zu gehen, wie lange noch, bis man in Richtung möglicher Exklusiv-Vertrag abbiegt und unterschreibt. Bis auf eine Frage offenbar nicht die gewünschte Antwort kam. Das wird natürlich nicht kommuniziert, aber man kann spüren, dass der Nachtkönig den Vibe crasht. Dann folgt eine kleine Diskussion über Emotionen und Feelings, an dessen Ende die Bitte steht, doch unbedingt den Abend noch mit ihr in einer anderen Bar zu verbringen. Nachdem sie sich noch hat einladen lassen, folgte rund 3 Minuten nach einem distanzierten Bye eine SMS. Kurz und knapp: Es wird keine Nummer 8 geben, das wäre lang klar gewesen. Alles fair, wenn es nicht passt. Aber wenn jemand in fast allen Gesprächen immer für Respekt plädiert und sich gegenüber einfordert, finde ich so eine Aktion einfach nur schwach. Per SMS – really?
Dilemma ohne Glamour
Und jetzt? Emotionale Meinung texten? In den ersten beiden Fällen hab ich mich entschlossen, nicht zu reagieren. Die Auf-Like-und-Follower-Zahlen-Reduzierungen ist einfach ein Trend, bei dem man relativ machtlos ist. Ich hab beiden Personen gedanklich eine Nachricht getippt, das abgespeichert, tief im Kopf verstaut und beschlossen, dass ich trotzdem gute Arbeit mache. Dass mir eine App meine Werte und Laune versaut, soweit wird’s nicht kommen. Wer meine Texte und das Engagement auf dem Blog anhand der Insta-Zahl beurteilt, hat ohnehin keinen Respekt.
Der dritten Dame hab ich dann aber wirklich geantwortet. Keinen Roman. Eher ein kurzer befreiender Kommentar. Dann hat man auch für sich einen Abschluss. Okay, ein kleiner Seitenhieb war dabei.
Ist ehrlich antworten auf eine Antwort, der es offensichtlich an Ehrlichkeit mangelt, ehrlich eine gute Idee? Manchmal hilft Durchatmen, sich auf seinen Respekt besinnen und Schweigen wie ein Gentleman doch mehr.
Like mich doch mal am Arsch & danke!
Und dann hat vor einigen Tagen plötzlich das Smartphone geklingelt. Dran war ein cooler Dude, mit dem ich beim Lifestyle-Magazin vor Jahren schon Kontakt hatte. Bis nichts mehr zu hören war. Viel später hat er mir den uncoolen gesundheitlichen Grund genannt, bevor wieder eine Auszeit kam. Jetzt sei er zurück in seinem PR Job, fit und würde gerne eine Story zu Ende bringen. „Ich muss dich jetzt endlich für die Geschichte in das Hotel in Südtirol schicken – das geht so nicht an.“ Auf meine Erzählung des abweisenden Feedbacks, dass ich da normalerweise bekomme, unterbrach er mich direkt. „Instagram-Follower? Interessiert mich nicht! Mir reicht dein Blog, wie du das umsetzt. Ich klär das.“ Und er hat’s geklärt. Was mich ehrt. Es sind die kleinen Dinge und solche Momente, die das Vertrauen an sich wieder pushen. Merci!