Wetter-Kapriolen hin oder her, gerade zur kälteren Saison darf es gerne spannende Whiskies in meine Gläser schneien. Und gemäß der alten Fußball-Weisheit „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ hört die Freude an der Suche und dem Finden von neuem Brenn-Material auch nie auf. Daher stelle ich hier mal kurz vier Whiskies vor, die festlich-flauschig gerade in meiner Hausbar Hochbetrieb haben. Da ist es bei Spirituosen auch ein bisschen wie bei den Düften: Für jeden Anlass hat man gerne was da. Eher smooth, eher knackig, doch lieber dicht und schwer oder überraschend filigran. Und wenn sogar Weinfässer (auch spannend: Übernachten in XXL Weinfass in Südtirol) mit im Spiel sind, kann das Glas-Fest doch so richtig beginnen, oder?
Immer der Nase nach: Bei Whisky können die Geschmacksinne wunderbar auf Abenteuerreise gehen. Bild: @ whisky_munich
Craigellachie 13
Die Craigellachie-Brennerei liegt in Banffshire, im Herzen der schottischen Region Speyside, zwischen Rothes und Dufftown. Das gälische Wort „Craigellachie“ bedeutet „felsiger Hügel“ und daher hat der Whisky auch seinen Namen. Die Brennerei steht allein auf dem Felsen von Craigellachie (dem zerklüfteten Felsen, auf dem das Dorf steht) und überblickt die Zusammenflüsse der Flüsse Fiddich und Spey im Herzen der Speyside.
Klingt schon bisschen wie die Roman-Vorlage zu einer Art Harry-Potter-Krimi – und ähnlich spannnendes liest man auf, wenn man sich Zeit nimmt, und in den Craigellachie 13 Years eintaucht. Mit rund 45 Euro zugegeben schon an der oberen Grenze für Einsteiger, ist dieser Single Malt Scotch aber auf jeden Fall etwas für Neugierige, die die ersten paar Whisky-Schulstunden schon hinter sich haben.
Kommt mir leicht rauen, rauchigen Grüßen aber smoothem Herzen aus der Region Speyside: der Craigellachie 13.
Erstmal gibt es ein Klassenzimmer aus Mandarinen, Äpfeln, Aprikosen, Karamell und feinen Röstnoten auf die Nase. Diese Duftmarken von Mandarine und Feige hat man dann direkt auch auf der Zunge, es bleibt unaufgeregt fruchtig, bevor dann eine Prise Rauch den Unterrichtsraum betritt. Aber nicht streng, sondern unaufgeregt unterhaltsam. Erschließt sich vielleicht nicht sofort – kennt man ja von einigen Schulthemen – aber wenn man sich drauf einlässt, geht es auf kernige Reise.
Craigellachie 13, Preis: rund 45 Euro, etwa über hawesko.de
Aureum 5 Years Grave Digger Edition, Brennerei Ziegler
Die Schatulle dieses Whisky-Sammlerstücks Made in Germany macht dem Namen der Band „Grave Digger“ alle Ehre. Aber keine Sorge, der Inhalt ist entsprechend lebhaft. Die Idee einen Whisky für die deutsche Heavy Metal Kombo zu kreieren kam von Axel Ritt, dem Gitarristen der Band. Nach mehreren Verkostungen hatte das Destillateurteam der Brennerei Ziegler nicht nur zum Sound der Band inhaliert, sondern auch einen Whisky ins Fass geschmettert, der beide Seiten überzeugte.
Die Hülle nimmt Bezug auf die Band Grave Digger. Der Inhalt des Aureum 1865 6 Years ist dagegen ziemlich lebhaft und sehr smooth.
Kurze Fakten zum ungewöhnlichen Spirituosen-Soundtrack: Es handelt sich um einen 6-jährigen Single Malt Whisky, der im ersten Jahr sowohl in neuen Allier-Eichenfässern als auch in neuen Kastanienfässern reifte. Danach wurde dieser Whisky für 5 Jahre in Ex-Bourbonfässer schlafen gelegt. Hinzu kommt noch der Single Malt, der seit 6 Jahren in Sherryfässern von Gonzalez Byass reifte und ein kleiner Anteil von getorften Whisky aus Ex-Bourbon Fässern.
Ebenfalls smooth wie alles, was die Brennerei Ziegler brennt: die Flasche des Aureum 1865 Whisky.
Klingt nach ordentlich Action. Gibt es auch, und obwohl das jetzt echt so gar nicht meine Musikwelt ist, hör ich mir gern mal ein Glas zwischendurch an, weil der Aureum 1865 Grave Digger wirklich sehr angenehm ausbalanciert ist. Als ob sich Aromen von Vanille, Biskuit, Sherry, Eiche, fruchtiges, getrocknetes Obst und leichter Rauch auf ein Schlagzeug legen und durchklopfen lassen. Echt elegant gemacht, und auch für Nicht-Metall-Fans wirklich spannend. Wenn sie noch eine Scheibe davon ins Regal stellen können – denn die Flaschen-Tour ist schon vielerorts ausverkauft.
Aureum 1865 Whisky Grave Digger, Preis rund 60 Euro, aktuell leider ausverkauft. Mehr zur Brennerei unter brennerei-ziegler.de
Aberfeldy 15 Finished in Cabernet Sauvignon Wine Casks from Napa Valley
Die Brennerei Aberfeldy ist für ihre süßen und milden Whiskys bekannt. Den Klassiker, der für Einsteiger sehr zu empfehlen ist, hab ich euch hier im Blog-Artikel einzeln bereits vorgestellt. Mit diesem Flaschen-Flirt gehen wir aber ein paar Etagen höher ins Regal. Aberfeldy setzt die limitierte French Wine Cask Finish Serie mit dieser neuen limitierten Edition fort. Der Clou: Die Aberfeldy Whiskies reifen dabei in ehemaligen Weinfässern aus den besten Weinbau-Regionen der Welt – für Frankreich gab es Editionen mit Fässern aus Côte-Rôtie, Pauillac, Bordeaux und Pomerol, Bordeaux. Da schlägt mein Wein-Macken-Herz direkt höher. Denn natürlich wirken sich die Aromen, die die Fässer weitergeben, geschmacklich auf den Whisky aus. Und zwar so unterschiedlich, dass man das auch als Beginner intensiv schmeckt.
Der im Napa Valley Weinfass gereifte Aberfeldy 15 ist Teil der neuen Aberfeldy Finished in Wine Cask Serie. Die gab es zuvor bereits mit Fässern aus den besten Wein-Regionen Frankreichs.
Der 15-Jährige Aberfeldy Whisky reifte zunächst in wiederbefüllten und wiederaufbereiteten Bourbonfässern und erhielt anschließend ein Finish in Cabernet Sauvignon Weinfässern aus dem Napa Valley, dem Weinbaugebiet in Kalifornien. Ich bin ein großer Fan der Weine von dort, gerade die Pinot Noirs und Cabernets machen mich richtig neugierig. Bisschen elegante O.C California Vibes – aber ich schweife ab.
Das Finish in diesen ehemaligen Cabernet Sauvignon Weinfässern aus dem Napa Valley verleiht dem Whisky noch mehr Komplexität und hüllt die fruchtigen Noten des Aberfeldy in einen noch feineren Dresscode. Der duftet dann irgendwo zwischen blumig und Himbeerkonfitüre, zwischen Zimt, Brombeeren und gemahlenem Kaffee, Noten von Honig vermischen sich mit einer Decke aus feinen, roten Früchten. Wobei man da gefühlt noch mehr Aromen vor Augen hat – je nachdem, was man als Wein-Genießer auch schon probiert hat. Der Mix aus sweetem Whisky mit doch ordentlich Charakterstärke und dem ungewohnten Aromen-Anzug vom Wein ist so spannend, dass man damit Abende und Gespräche füllen kann. Komplex ja, aber mit echter Entdecker-Laune-Garantie.
Aberfeldy 15 Finished in Napa Valley Cask, Preis: rund 60 Euro, etwa über whisky.de
Aberfeldy 18 Finished in Tuscan Wine Casks from Bolgheri
Der Name Supertuscan oder Supertoskaner bezeichnet eine Kategorie von toskanischen Rotweinen, die überwiegend aus den französischen Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot und Syrah erzeugt werden und dabei stets in kleinen Barrique-Fässern aus französischer Eiche heranreifen. Eines der kleinen Gebiete, in aus denen diese Wein-Champions League kommt, ist das Bolgheri. Und diese Extra-Prise Dolce Vita Deluxe im Glas bringt das Finish in in toskanischen Rotweinfässern aus dieser Region in den Whisky. Ich kann nur empfehlen, sich beide Editionen zu holen, und mal live und am besten in großer Runde die Unterschiede zu verkosten und zu entdecken.
Hier kommen meine beiden Macken zusammen: Whisky veredelt im edlen Weinfass: die Aberfeldy Kollektion setzt auf Fässer aus den besten Weinbau-Regionen in Kalifornien, Italien und Frankreich.
Auch der 18-Jährige Aberfeldy (hier noch mal ein Plus von drei Jahren auf den Napa Valley Wein-Whisky) reifte zunächst in wiederbefüllten und wiederaufbereiteten Bourbonfässern, bevor es zum Fass-Maßschneider ging. Der sweet-elegante Whisky flirtet bei dieser Edition mit Annäherungen von Vanille und Gebäck, da geht alles von Schwarzwälder Kirsch bis Mandelplätzchen, gleichzeitig findet sich aber auch eine feine Frische, die an grüne Paprika oder Limetten erinnert – und die vom Wein bekannte classy Holz-Note im Hintergrund. Einfach sehr spannend gemacht, man muss sich drauf einlassen und für Einsteiger wohl erstmal etwas überfordernd – aber perfekt, wenn man sich in kleiner Gruppe unter gleichgesinnten Neugierigen mal auf zu einer ungewöhnliche Whisky-Reise von Schottland nach Italien – beziehungsweise auch Kalifornien – machen möchte.
Aberfeldy 18 Finished in Bolgheri Cask, Preis: rund 100 Euro, etwa über whisky.de